Walter Benjamin Digital

https://www.walter-benjamin.online/

Walter Benjamin gehört zu den ganz großen intellektuellen Stimmen des 20. Jahrhunderts – und dass, obwohl ein wesentlicher Teil seines Werks erst nach seinem Tod – und dem Ende des dritten Reichs – aus dem Nachlass veröffentlicht. Benjamins hatte seine Texte in einer Kollagetechnik erstellt, die Erzählsplitter aneinander montierte, um so ein multiperspektivisches, facettiertes Abbild der Wirklichkeit zu schaffen. Der Blick in die Manuskripte und Typoskripte offenbart die zahlreichen Schichten der Entstehung, die vielfältigen Bezüge und Möglichkeiten der Anbindung. So lag es nahe, dass eine gedruckte Edition des handschriftlichen Handlasses auf der Basis der vom Walter Benjamin Archiv bereitgestellten Digitalisate geplant wurde und für das der Aufgabe entsprechende Druckbild der bedeutende Typograph Friedrich Forssman mit der Konzeptierung beauftragt wurde. Dieser brachte dann die Idee auf, statt einer Umsetzung für den Druck (es wären immerhin c.a. 9000 Druckseiten) geworden, ein Webportal zu gestalten.

AI Generiertes Bild von Walter Benjamin

Die 2011 erfolgte Beauftragung durch die Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur, die Ideen Friedrich Forssmans umzusetzen stellt die Geburtsstunde der heutigen pagina-DH dar. Die direkt ins Auge fallende Besonderheit dieses Portals ist sicher die Interlinearansicht, bei der die Transkription der Handschrift direkt über der jeweiligen Textzeile einblendbar ist – in stufenlos verstellbarer Transparenz.

Screenshot Walter Benjamin Digital Webseite

Walter Benjamin war ein Theoretiker der Moderne, der seine Reflexionen direkt aus seiner erlebten Wirklichkeit ableitete. Aus der Brotarbeit literarischer Übersetzungen entwickelte er seine Übersetzungstheorie. Natürlich ist es deshalb spannend, auch den Übersetzer Walter Benjamin angemessen zu präsentieren. Auch für den Onlinezugang zu den Übersetzungen, die Walter Benjamin bereits zu seinen Lebzeiten veröffentlichte, wurde eine besondere Darstellung gewählt:

Übersetzung und Originaltext sollen miteinander synchroniert in zwei Ansichten nebeneinander gezeigt werden. Beim Scrollen innerhalb einer Ansicht soll auch das Pendant mitscrollen, sodass in beiden Ansichten jeweils dieselbe Textpassage erscheint und ein problemloser Abgleich von Übersetzung und Original ermöglicht wird. Soweit – so erwartbar und konventionell. Gezeigt werden sollte jedoch das historische Druckbild, das Abbild der Erstausgaben von Übersetzung und Original – die sich natürlich in Seitenformat, Layout und Zeilenbreite unterscheiden. Hinzu kommt, dass Walter Benjamins Übersetzung den Übersetzer als Neutexter, als Neuschöpfer aus dem tief verstandenem Original betrachtet. Es ist somit erwartbar, dass sich die übersetzten Passagen keineswegs immer wort- und zeilengetreu auf die Übersetzung beziehen lassen.

Technisch ist uns die Umsetzung bereits gelungen, sobald die editorische Arbeit abgeschlossen ist, wird sie auch der Öffentlichkeit auf der Website des Projektes vorgestellt werden.

Auszug der Übersetzung auf der Seite Walter Benjamin Digital