Eine geniale Idee
Die Anfänge von TUSTEP gehen auf das Ende der 60er Jahre zurück,
als am Rechenzentrum der Universität Tübingen ein Mitarbeiter
eingestellt wurde, der neben der Fortführung seines eigenen
Projekts (Metrische Analyse lateinischer Hexameter) für die
computer-gestützte wissenschaftliche Textdatenverarbeitung
in den Geisteswissenschaften sorgen sollte.
Unter den zahlreichen Projekten, die dort betreut wurden
und/oder mit dort entwickelten Programmen arbeiteten,
war auch die Edition der Werke von
Heinrich Kaufringer samt zugehörigem Index, der bei Niemeyer
in Tübingen veröffentlicht werdenn sollte, und für die
der Herausgeber, Paul Sappler, dem Herstellungsleiter von
Niemeyer, Herrn Reiner, vorgeschlagen hatte, dass er beides
nicht als Manuskript oder Typoskript, sondern als fertige,
mit digitalem Lichtsatz erstellte Druckvorlage abliefern
möchte – was viel Korrekturarbeit sparen könne.
Auf diese Weise ist Herr Reiner darauf aufmerksam geworden,
dass am Tübinger Zentrum für Datenverarbeitung (so war das
Rechenzentrum inzwischen umbenannt worden) ein Satzprogramm
entwickelt worden war, mit dem über Lichtsatz schon fertige
Seiten belichtet werden konnten. Er kontaktierte Wilhelm Ott,
den Leiter der inzwischen am ZDV eingerichteten Abteilung
LDDV (Literarische und Dokumentarische Datenverarbeitung)
und schlug vor, eine Firma zu gründen, die die elektronische
Satzherstellung statt des damals noch üblichen Bleisatzes
anbieten kann.
Damit war – fehlerfreie Eingabedaten vorausgesetzt – auch
fehlerfreier Satz möglich geworden. Aber: wie kommt man
zu solchen Eingabedaten, vor allem bei anspruchsvollen
Publikationen wie kritischen Editionen oder Nachschlage-
werke? In diesem Zusammenhang lohnt dann auch ein Blick
auf die Vorstufen und die Werkzeuge, mit denen die Quelldaten
für den automatischen Satz wissenschaftlicher Publikationen
erarbeitet werden können. Im Gespräch mit Wilhelm Ott erfahren wir viel über die Anfänge der Digitalen Geisteswissenschaften.
Interview vom 06. 05. 2023:
- Interviewer: Oliver Gasperlin & Thomas Jäger
Gasperlin,O: Ja, also ich fange mal an mit einer allgemeinen Ansage für unsere Tonaufzeichnung. Wir haben den 5. Juni 2023. Es ist kurz 12 Minuten nach 10 Uhr Ortszeit in Pfäffingen bei Tübingen. Ich bin Oliver Gasperlin, neben mir ist Dr. Thomas Jäger. Wir sind zu Gast im Haus von Professor Dr. Wilhelm Ott und seiner Frau Hannelore Ott. Ja, Herr Ott, Sie gehören zu den Pionieren des Einsatzes der EDV in den Geisteswissenschaften, nicht nur in Deutschland, sondern international. Sie haben 2007 die Roberto Busa Auszeichnung der Alliance of Digital Humanities Organizations in Anerkennung Ihrer herausragenden Beiträge zum Computereinsatz in den Geisteswissenschaften erhalten. Über diese als herausragend zu bezeichnenden Beiträge wollen wir heute mit Ihnen sprechen und freuen uns darauf. Gehen wir noch mal zurück in die Anfangszeit 1966. Sie hatten gerade in Theologie promoviert gehabt und haben in München klassische Literatur studiert. Wie sind Sie in diesem Umfeld auf die Idee gekommen in Darmstadt an einem Kurs für nicht numerische Datenverarbeitung teilzunehmen? Was haben Sie sich damals davon versprochen und gab es schon irgendeine Idee, wie Sie das hätten nutzen können? Gab es also schon Vorbilder, die sie kannten?
1966 – 5. 6. 2023 Alliance of Digital Humanities Organizations, Computereinsatz in den Geisteswissenschaften, Darmstadt, EDV in den Geisteswissenschaften, München, Pfäffingen, Roberto Busa Auszeichnung, Tübingen, numerische Datenverarbeitung
Ott,W: Ja, statt „gerade promoviert“ wäre vielleicht besser „bereits promoviert“, denn das Zeugnis meiner Promotion in Theologie trägt das Datum vom Juni 1964, also zwei Jahre vorher. Das Philologiestudium hatte ich bereits im Sommersemester 61 parallel zu meinem Theologiestudium als Zweitstudium begonnen, da mir inzwischen klar geworden war, dass ich nicht als katholischer Theologe mein Berufsleben gestalten wollte.
06. 1964
Gasperlin,O: Ja, warum das?
Ott,W: Ja, aufgrund der Erfahrungen, die ich da in Rom während der ersten drei Jahre meines Studiums dort gemacht hatte. Im Wintersemester 64-65 habe ich dann mein Philologiestudium in München fortgesetzt. Sie fragen, was mich bewogen hat, an dem Kurs im Deutschen Rechenzentrum in Darmstadt teilzunehmen?
Darmstadt, Deutschen Rechenzentrum, München
Gasperlin,O: Ja, wie sind Sie überhaupt drauf gekommen?
Ott,W: Ja, im Wintersemester 65-66 erfuhr ich durch einen Aushang am Schwarzen Brett in der Uni München, dass es im Deutschen Rechenzentrum in Darmstadt Computerkurse auch für nicht-numerische Aufgaben gab, die sich auch an Geisteswissenschaftler richten. Das weckte schon von der Technik her mein Interesse, denn in der Schule waren Mathe und Physik halt meine Lieblingsfächer gewesen. Inzwischen waren meine Erfahrungen aus meiner Dissertation hinzugekommen, in der ich die Besonderheiten des Lukas-Evangeliums bezüglich der neutestamentlichen Gebetsunterweisung untersucht hatte. Um diese Besonderheiten herauszufinden, kam es wesentlich auch auf sprachliche Unterschiede zum Text der übrigen Evangelien an. Glücklicherweise gab es für das Griechische des Neuen Testaments alles nur Wünschenswerte an Arbeitsmitteln, wie Spezialgrammatiken, Wörterbücher, Konkordanzen, autorspezifische Wortstatistiken. Für mein neues Arbeitsgebiet, die klassische Philologie und speziell die Werke des Vergil habe ich solche Arbeitsmittel vermisst. Vielleicht konnte der Computer da abhelfen.
Computer, Computerkurse, Darmstadt, Deutschen Rechenzentrum, Evangelien, Griechische, Konkordanzen, Lukas-Evangeliums, München, Neuen Testaments, Spezialgrammatiken, Werke des Vergil, Wortstatistiken, Wörterbücher, neutestamentlichen Gebetsunterweisung, nicht-numerische Aufgaben
Gasperlin,O: Na interessant.
Jäger,T: Im selben Jahr 1966 wurde an der Universität Tübingen das Rechenzentrum aus dem Mathematischen Institut ausgegliedert und eine eigenständige zentrale Einrichtung. und Sie wurden dort angestellt, um die Belange der geisteswissenschaftlichen Fächer wahrzunehmen. Tübingen sollte hier Vorreiter werden und hatte das schon 1960 begonnen, mit einem internationalen Kolloquium über maschinelle Methoden der literarischen Analyse und der Lexikografie. Wie ist es zu dieser Anstellung gekommen und wie muss man sich ihre Arbeit damals vorstellen, als es so etwas wie die EDV in den Geisteswissenschaften praktisch noch gar nicht gab?
1960 – 1966 EDV in den Geisteswissenschaften, Mathematischen Institut, Rechenzentrum, Tübingen, Universität Tübingen
Ott,W: Ja, also zunächst mal, wie ist es zu meiner Anstellung am Rechenzentrum gekommen? Wie Sie schon wissen, hatte ich mich im März und April 66 für drei Wochen nach Darmstadt begeben und mich dort in den Assembler der IBM 7090 und anschließend in Fortran einweisen zu lassen. Das Gelernte übte ich dann neben den etwas einfachen Übungsaufgaben, indem ich mich an einem Programm versuchte, das die metrischen Eigenschaften lateinischer Hexameter feststellen und auswerten konnte. Damit habe ich mich ja gerade beschäftigt. Als der Kurs vorbei war, war das Programm so weit gediehen, dass ich das Interesse des damaligen Direktors des Philologischen Seminars in Tübingen, Professor Ernst Zinn, an diesen Arbeiten geweckt hatte und daran weiterarbeiten wollte. Die nach Beendigung des Kurses anfallenden Rechenkosten von 230 DM pro Stunde überstiegen deutlich meine finanziellen Möglichkeiten. Die bestanden aus einem Stipendium der Studienstiftung. Auf meine Bitte hin bekam ich von dort dann unbürokratisch einen Zuschuss von 500 DM verbunden mit der Empfehlung, mich um die Finanzierung durch die Universität oder durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft zu bemühen. Ich bemühe mich zusätzlich auch um andere Möglichkeiten, sprach am 13.07.66 dann bei Dr. Gerhard Hübner in der IBM-Hauptverwaltung in Sindelfingen vor, der über das Goethewörterbuch noch Verbindungen zum philologischen Seminar in Tübingen hatte. Er ermutigte mich, eine größere, gewichtigere Sache daraus zu machen und die Arbeiten über die metrischen Untersuchungen hinaus auszudehnen. Am 15.07. diskutierte ich dann mit Professor Zinn die Gründung eines Instituts zu diesem Zweck. Am gleichen Tag konnte ich auch Professor Wolfgang Schadewaldt, der auch das Goethewörterbuch leitete, für meine Ideen interessieren. Am nächsten Abend nach 20 Uhr auf der Bebenaienfestwiese in Bebenhausen, das philologische Seminar hat dort jährlich einmal so einen Festabend veranstaltet, dort wurde dann ein Besprechungstermin für den 29.07. im Philologischen Seminar vereinbart. Meine Vorstellung bei diesem Gespräch, an dem auch Dr. Franz Stetter vom Rechenzentrum teilnahm, hatte so viel Interesse geweckt, dass Prof. Zinn beim Leiter des Rechenzentrums Prof. Erich Schmid schriftlich anfragte, ob nicht im Rahmen des neuen Instituts, nämlich des interfakultär gewordenen Rechenzentrums, eine Assistentenstelle für einen Mitarbeiter aus dem Bereich der Geisteswissenschaften vorgesehen werden könnte.
03. 1966 – 29. 7. 1966 Assembler, Bebenhausen, Darmstadt, Deutsche Forschungsgemeinschaft, Fortran, Goethewörterbuch, IBM, IBM 7090, Philologischen Seminar, Philologischen Seminars in Tübingen, Rechenzentrum, Sindelfingen, Studienstiftung, Universität, philologische Seminar, philologischen Seminar in Tübingen
Gasperlin,O: Da hatten sie ja namhafte Fürsprecher.
Ott,W: Ja. Es ging dann auch relativ rasch. Am 30.09.1966 fragte Erich Schmid beim Akademischen Rektoramt an, ob nicht eine außerplanmäßige Möglichkeit bestehe, mich am Rechenzentrum zu beschäftigen, um seinem künftigen Status einer interfakultären Einrichtung gerecht zu werden. Schon am 5.10. antwortete der damalige Kanzler Lebsanft, dass sich Professor Wildermuth, ein Physiker, bereit erklärt hatte, etwa bis zum Beginn des nächsten Jahres eine Stelle zur Verfügung zu stellen. Dann müsse man eine weitere Übergangsregelung suchen. So wurde ich dann schließlich rückwirkend zum 1.10.1966 Mitarbeiter des Rechenzentrums.
30. 9. 1966 – 5. 10. 1966 Akademischen Rektoramt, Rechenzentrum
Gasperlin,O: Das erwähnen Sie fast in einem Nebensatz, aber es ist ja auch keine Selbstverständlichkeit, oder? Dass ausgerechnet ein Physiker Ihnen diese Stelle eingeräumt hat?
Ott,W: Ja, das ist richtig, das wäre heute undenkbar.
Gasperlin,O: Ja. Und wir kommen bestimmt noch drauf, dass die auch nicht immer glücklich waren mit der weiteren Entwicklung dort, oder?
Ott,W: Ja, das können wir gelegentlich auch noch besprechen. Ja. Gerade auch bei Diskussionen um die Erweiterung des Rechenzentrums und so weiter, gab es durchaus manchmal ernsthafte Konflikte zwischen Physikern und Philologen.
Rechenzentrums
Gasperlin,O: Ja, wir kommen ja noch drauf. Später wird ja noch eine ganze Abteilung da drauß.
Ott,W: Die Universität war damals jedenfalls die erste deutsche Universität, die nicht in einer Fakultät, sondern an ihrem Rechenzentrum, das heißt also an einer zentralen Einrichtung, eine Stelle zur Unterstützung des EDV-Einsatzes für geisteswissenschaftliche Aufgaben geschaffen hatte. Dass für diese Aufgabe ein Geisteswissenschaftler, nicht ein reiner Computertechniker, ich wähle diesen Ausdruck, denn Informatiker gab es noch nicht, zur Verfügung stand, war genauso wichtig. Denn so hatten Philologen und Literaturwissenschaftler einen Ansprechpartner, der ihre Sprache sprach und wusste worauf es ankam, wenn Lösungen für ihre Probleme mit Computerhilfe erarbeitet werden sollten.
Computerhilfe, Computertechniker, EDV-Einsatzes, Informatiker, Rechenzentrum, Universität, geisteswissenschaftliche Aufgaben
Gasperlin,O: Sie waren sozusagen ein frühes Ein-Mann-DH-Zentrum.
DH
Jäger,T: Genau.
Ott,W: War, wenn Sie so wollen.
Gasperlin,O:Thomas, jetzt machen wir, ich habe nämlich falsch angefangen, das solltest eigentlich du sein.
Jäger,T: Ja, ich weiß es.
Gasperlin,O: Deswegen drehen wir es jetzt wieder um.
Jäger,T: Okay.
Gasperlin,O: Mach Du einfach weiter.
Jäger,T: In Tübingen hatten Sie zunächst Ihre Hexameter-Analysen fortgeführt.
Hexameter-Analysen, Tübingen
Ott,H: Hexameter heißt das?
Jäger,T: Hexameter.
Ott,W: Ja.
Jäger,T: Entschuldigung. Ich bin mehr mit den mittelhochdeutschen Versmaßen… zuhauseAber nach und nach kamen mehr und mehr auch große Projekte. Erzählen Sie uns doch von der Zeit Ihrer Anfänge in den späten 60er Jahren, von den wichtigsten Kontakten, die Sie in dieser Zeit knüpfen konnten und von Projekten, die diese erste Zeit für Sie geprägt haben.
Ott,W: Ja, fortführen musste ich die Hexameter-Analyse zunächst in Darmstadt, nicht in Tübingen. Das Tübinger Rechenzentrum war zwar schon eingerichtet und ich dort angestellt, aber der beantragte Rechner, der das Rechenzentrum ausrüsten sollte, eine Control Data 3200, wurde erst im Juni 67 geliefert. Ich nutze die Zeit also, um weiter in Darmstadt zu arbeiten und um weitere Kontakte zu knüpfen, unter anderem mit dem Lasla Laboratoire d’Analyse Statistique des Langues Anciennes in Liège, dem ich auf deren Einladung schon Ende Oktober einen Besuch abstattete, bei dem man mich bat, schon in der Dezember Nr. 66 der dort herausgegebenen Revue de l’Information et Statistique dans les sciences humaines kurz über meine computergestützte Hexameter-Analysen zu berichten und einen ausführlichen Bericht in der ersten Nummer 67 folgen zu lassen. Da war Eile geboten. Das Programm musste so weit vorangetrieben werden, es war ja erst ein knappes halbes Jahr alt, dass bis zum 2.01.67 publikationsfähige Ergebnisse vorgelegt und beschrieben werden konnten, gerade noch rechtzeitig für die Nummer 4 1966. Dies hatte einige Nachtschichten im Deutschen Rechenzentrum in Darmstadt zur Folge, die weitere unerwartete Folgen hatten. Denn gleichzeitig berechnete dort in ebensolchen Nachtschichten eine Meteorologin aus der FU Berlin die Luftverschmutzung über Bremen. Ein gutes halbes Jahr später hieß diese Meteorologin dann Hannelore Ott. Zuvor wurde jedoch der zweite ausführliche Aufsatz rechtzeitig fertig und am 14.3. abgeliefert. Im Tübinger Rechenzentrum war ich natürlich naturgemäß als Theologe und Philologe unter Mathematikern und Naturwissenschaftlern eher ein Fremdkörper, der dazu noch durch seine Reisen nach Darmstadt und die dort verbrauchten Rechenzeiten unerwartete Kosten verursachte. Das hat manche Mitarbeiter durchaus aufgeregt. Dem musste abgeholfen werden. So bewilligte die DFG auf einen entsprechenden Antrag hin schon Anfang 67 eine Sachbeihilfe von 2500 DM um die Rechenkosten in Darmstadt zu bestreiten, die bis zur Lieferung der Control Data 3200 in Tübingen anfallen würden. In Darmstadt konnte ich für meine Arbeiten ein Unterprogrammpaket zur Zeichen- und Stringverarbeitung in Fortran nutzen, das von der dortigen Gruppe Nichtnumerik erarbeitet worden war. Wollte ich in Tübingen auf der neuen Anlage weiterarbeiten, so musste ich mir dort erst einmal ein dazu aufrufkompatibles Werkzeug schaffen. Nun hatte ich in Erfahrung gebracht, dass das Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg eine Control Data 3300 betrieb. Und Heidelberg lag auf dem Weg zwischen Tübingen und Darmstadt. Am 26.04.67 sprach ich dort also um Amtshilfe bei Dr. Schmutzler, dem Leiter dieses Rechenzentrums vor, und erhielt die Erlaubnis, unentgeltlich Testläufe auf der dortigen Anlage durchzuführen.
1966 – 06. 1967 Bremen, Control Data 3200, Control Data 3300, DFG, Darmstadt, Deutschen Rechenzentrum, FU Berlin, Fortran, Heidelberg, Lasla Laboratoire d’Analyse Statistique des Langues Anciennes, Liège, Max-Planck-Institut für Kernphysik, Nichtnumerik, Rechenzentrum, Revue de l’Information et Statistique dans les sciences humaines, Tübingen, Tübinger, Unterprogrammpaket, computergestützte Hexameter-Analysen
Gasperlin,O: Unentgeltlich hmmm
Ott,W: Seither legte ich auf dem Hin- und Rückweg nach Darmstadt jeweils einen Zwischenstopp im Saupferch-Eckweg in Heidelberg ein. Als dann im Juni 67 die CD3200 geliefert wurde, war ich der Einzige im Haus, der auf einem Rechner dieses Typs schon gearbeitet hatte und vor allem auch deren Assembler beherrschte. Damit war klar, dass ich mich künftig um das Betriebssystem dieser Anlage zu kümmern hatte. Immerhin musste ich dies nicht ausschließlich tun. Eine Tätigkeitsbeschreibung aus dieser Zeit unterzeichnet von Dr. Veenker als stellvertretender Leiter des ZDV und Prof. Erich Schmid, listet auf: Erstens: Arbeit am Betriebssystem und Software Verantwortung für den reibungslosen Rechenbetrieb 40%, dann: Lehr- und Beratungstätigkeit auf dem Gebiet der Programmiertechnik 10%. Dazu gehörten ein erster Kompaktkurs Assembler, im Februar 1969. Weitere Vorlesungsthemen waren dann Optimieren von Fortran-Programmen oder Debugging von Fortran-Programmen. Ein Thema, das damals so exotisch klang, dass das Schwäbische Tagblatt eine Glosse daraus machte. Drittens: Forschungsauftrag, Hexameteranalyse, Erschließung weiterer nichtnummerischer Anwendungsgebiete, 40% und viertens: Lehr- und Beratungstätigkeit zu 3, 10 Prozent.
06. 1967 – 02. 1969 Assembler, Betriebssystem, CD3200, Darmstadt, Debugging, Fortran-Programmen, Heidelberg, Hexameteranalyse, Schwäbische Tagblatt, Software, ZDV, nichtnummerischer Anwendungsgebiete
Gasperlin,O:
Gasperlin,O: Man kann aber festhalten, dass ganz am Anfang sozusagen noch nicht die Beratung von EDV-Projekten im Vordergrund stand, sondern es gab noch keine.
EDV-Projekten
Ott,W:
Ott,W: Es gab noch keine. Das einzige Projekt, das als ich anfing, dort war, war eben tatsächlich die Hexameter-Analyse.
Hexameter-Analyse
Gasperlin,O: Ihr eigenes.
Ott,W: Ja.
Jäger,T: Da hätte ich mal eine Frage, diese Zahlen, das haben Sie jetzt nachrecherchiert in irgendeinem Dokument, weil wenn wir in der Broschüre drucken, …
Ott,W: Richtig
Jäger,T: wäre das vielleicht auch was, was man als Bild…
Ott,W: Ja, das kann ich gucken, ob ich das Original noch… müsste ich irgendwo finden.
Jäger,T: Weil das hat ja auch was, wenn wir da so einfach ein Bilddokument…
Ott,W: Ja, ja, sicher. Gut, ich hab mir’s notiert, ich schau mal nach, das müsste noch da sein. Systemverantwortung und Programmbibliothek boten Anlass für ausgiebige Betätigung und auch für viele Kontakte. So war das Betriebssystem MS-OS der 3200 beispielsweise noch nicht in der Lage, an mehr als einem Auftrag auf einmal zu arbeiten. Jede Pause, die einen Operateureingriff notwendig machte, war also verlorene Zeit. Um diese zu minimieren, unterlegte ich die Aufforderung, die an der Konsole ausgedruckt wurde mit einem unüberhörbaren akustischen Signal. Es gab auch einen Lautsprecher in der Konsole und da konnte man ja akustische Signale mit erzeugen.
3200, Betriebssystem MS-OS
Ott,H: Das hat getutet, einer war nämlich schwerhörig. Deshalb war das laut. [ GELÄCHTER ]
Ott,W: Auch an Treibern für die Peripheriegeräte fehlte es, so zum Beispiel für die Ein- und Ausgabe von Lochstreifen. Der Treiber für Kartenleser musste geändert werden, damit Lochkarten mit Mehrfachlochungen, die durch Erfassung von Markierungsbelegen entstanden, richtig interpretiert wurden. Auch noch unter den Multiprogramming Betriebssystem Master auf der CD3300, die 1968 die 3200 abgelöst hatte, ließ die zeitraubende Plotter-Ausgabe der entsprechenden Jobs viel zu lange in der Maschine und damit knappen Speicher belegen. Es war also zweckmäßig die Plotter-Ausgabe über Plattenfiles zu buffern und im Hintergrund parallel zu anderen Jobs auszugeben. Das waren also Arbeiten auf der Betriebssystemebene, was ich da zu machen hatte. Probleme dieser Art hatte nicht nur das Tübingen Rechenzentrum. Konsequenterweise trafen sich die für das Betriebssystem und die Programmbibliothek Verantwortlichen der CD 3300 Rechenzentren der Deutschen Unis und Max-Planck-Institute in Bonn, Erlangen, Gießen, Innsbruck, Mainz, Saarbrücken und Tübingen mehrmals jährlich. Tauschten Systemänderungen aus, die sie gemeinsam implementierten, und pflegten eine gemeinsame Programmbibliothek. Die Voraussetzung, dass dies funktionierte, war eine relativ straffe Organisation, die unter anderem die Zuständigkeit für verschiedene Sachgebiete und die Art der Dokumentation genau regelte. Für Tübingen waren dies die Eingabe, Informations-Transfer, Datenverarbeitung mit Code und Formatumwandlung, Sortieren und Mischen, Zeichenverarbeitung, Hilfs- und Dienstprogramme und nicht numerischer Mathematik. ab 1970 erweitert um weitere Gebiete. Sie fragten nach wichtigen Kontakten, die ich Ende der 60er knüpfen konnte. Ich führe sie hier stichpunktartig aus. Erwähnt habe ich schon Dr. Gerhard Hübner von IBM in Sindelfingen, den ich am 13.07.1966 besucht hatte. Am 24.07.1966Louis Delatte in Liège Dann Wilhelm Fucks in Aachen, Bonifatius Fischer, das war im Januar 1967, in Beuron, den Leiter des Vetus Latina Instituts.
13. 7. 1966 – 01. 1967 3200, Aachen, Betriebssystem, Betriebssystem Master, Betriebssystemebene, Beuron, Bonn, CD 3300 Rechenzentren, CD3300, Deutschen Unis, Erlangen, Gießen, IBM, Innsbruck, Kartenleser, Liège, Lochkarten, Lochstreifen, Mainz, Max-Planck-Institute, Plattenfiles, Plotter-Ausgabe, Programmbibliothek, Saarbrücken, Sindelfingen, Treiber, Tübingen, Tübingen Rechenzentrum, Vetus Latina Instituts
Gasperlin,O: Ja, ich schätze, auf den werden wir noch zu sprechen kommen.
Ott,W: Richtig, der durch Herrn Hübner auf mich aufmerksam wurde und der dort die Vulgata Konkordanz in Arbeit hatte.
Vulgata Konkordanz
Gasperlin,O: Ja.
Ott,W: Dann im April 1967 Roberto Busa, den Pionier der EDV in den Humanities, den ich am 5. und 6. 7.67 besucht habe. Dann zu gleicher Zeit Antonio Zampolli beim Busa-Besuch, der war damals Assistent von Busa und Aldo Duro, ein Lexikograf in der Accademia della Crusca in Florenz.
04. 1967 – 6. 7. 1967 Accademia della Crusca, EDV, Florenz, Humanities
Gasperlin,O: Da sind Sie aber auch herumgekommen.
Ott,W: Ja, ich habe mich halt auch um Kontakte bemüht. Denn wenn ich irgendwo schon war, wo in der Nähe sonst noch etwas gewesen ist, habe ich diese Kontakte durchaus auch genutzt. Dann 1967, Stephen V.F. Waid in Hannover, New Hampshire, der Herausgeber dieser Zeitschrift Calculi, der mich dann auch mal besucht hatte und den ich auch dort besucht hatte. Dann im März 1967, das war nur schriftlicher Kontakt. Der Joseph Reben, der Herausgeber von computers and the humanities fragte mich an für einen Eintrag im directory of scholars active, das er damals immer gepflegt hat. Und er war dann 1970 bei der Wisbi-Konferenz, habe ich ihn dann persönlich getroffen in Cambridge. Dann von Darmstadt aus habe ich dann im April 1967 eine Reise nach Bonn unternommen ins Institut für Phonetik und Kommunikation, Professor Ungeheuer und Dr. Krallmann besucht und das Institut für Deutsche Sprache mit Herrn Hellmann. Am nächsten Tag bin ich weitergefahren nach Aachen ins erste physikalische Institut der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule und habe dort Herrn Dr. Lauder getroffen. Der Professor Fuchs, den ich eigentlich besuchen wollte, war nach Prag verreist. Da kann man sich…
1967 – 1970 Aachen, Bonn, Calculi, Cambridge, Darmstadt, Hannover, New Hampshire, Institut für Deutsche Sprache, Institut für Phonetik und Kommunikation, Prag, Wisbi-Konferenz, computers and the humanities, directory of scholars active
Ott,H: …das kann man auch nicht so ausführlich zu machen….
Ott,W: Ja, aber es ist interessant, der Herr Fuchs war nämlich eigentlich Physiker.
Ott,H: Ja, ja, also…
Ott,W: Aber er war doch sehr interdisziplinär tätig, das kann man in Wikipedia ganz gut nachlesen. Er hat schon frühzeitig die Notwendigkeit einer interdisziplinären Forschung erkannt und im weiten Feld seiner Interessen und Aufgaben verwirklicht. Das ist jetzt aus Wikipedia zitiert: Die exakte Literaturwissenschaft und Linguistik verdankt seinem Einfallsreichtum und seinem Blick für größere zusammenhängende wesentliche Methoden und wichtige Gesetzmäßigkeiten. Mit der Gründung der Gesellschaft zur Förderung der Erforschung von Grundlagen der Anwendung von Methoden der Mathematik und der Naturwissenschaften auf andere Sachgebiete und deren Institut für mathematisch-empirische Systemforschung in Aachen wurde unter seiner Leitung die Grundlagenforschung [23:00] auf dem Sektor der Geistes- und Gesellschaftswissenschaften gefördert und in einem eigenen Institut betrieben.
Das waren damals durchaus wichtige und anregende Leute.
Aachen, Institut für mathematisch-empirische Systemforschung, Wikipedia
Gasperlin,O: Ja, also Sie spannen ja ein regelrechtes Netzwerk in dieser Zeit.
Ott,W: Das ist richtig, ja. Das hab ich.
Gasperlin,O: Das hat auch gleichzeitig ein Abbild der Entstehung der EDV in den Geisteswissenschaften spiegelt.
EDV in den Geisteswissenschaften
Ott,W: Ja,
Gasperlin,O: insofern ist das schön.
Ott,W: Gut, das war … Mir war klar, wenn ich auf diesem Gebiet was erreichen wollt, dann muss ich Kontakte pflegen. Und ich war ja ein NeulingErst ein halbes Jahr vorher habe ich in meinem ersten Programmierkurs gemacht. Und ich habe die relativ große Chance gesehen, weil es ja noch relativ neues Gebiet war,dann auch mit Leuten in Kontakt zu kommen, die auf dem gleichen Gebiet arbeiten. Es profitieren ja beide Seiten davon.
Programmierkurs
Gasperlin,O: Natürlich. Und bevor wir noch zu den weiteren Namen kommen, liegt mir noch eine Zwischenfrage auf der Zunge. Und zwar, haben Sie sich damals auch schon selbst so wahrgenommen als Pionier? Oder hat man damals noch teilweise auch gedacht, daraus wird ja nie was?
Ott,W: Daraus wird ja nie was, das habe ich nie gedacht, sondern ich habe gedacht, das Feld kann man weiterbringen.
Gasperlin,O: Ja, also das haben Sie schon gespürt, früh.
Ott,W: Ja, aber auf den Namen „Pionier“ und so weiter kommt man nicht. Denn ich meine, wenn eine neue Aufgabe ansteht, bearbeitet man die und schaut, dass man was Vernünftiges draus macht.
Gasperlin,O: Ja, aber es war ja eine Zeit, wo es all diese Digital Humanities Zentren, die es jetzt überall an allen Universitäten gibt, noch gar nicht gab.
Digital Humanities Zentren, Universitäten
Ott,W: Nein, Tübingen war ja das erste dass überhaupt an einer zentralen Einrichtung einen Mitarbeiter für diese Aufgabe eingestellt hat. In einzelnen Fakultäten gab es schon mal ein paar Leute, die mit EDV gearbeitet haben und ein paar von den Kontakten gehen ja auch auf solche Leute zurück. Aber da bin ich auch stolz darauf, dass es mir gelungen ist, dann an einer zentralen Einrichtung sowas zu schaffen, denn die Kontakte unter den geisteswissenschaftlichen Fakultäten einer Universität waren manchmal auch nicht sehr kooperativ. Und so konnten die Leute sich an eine zentrale Einrichtung, die für alle gleichmäßig zugänglich war, richten.
EDV, Tübingen, Universität
Jäger,T: Wie war das damals, wenn jemand aus den Geisteswissenschaften den Verdacht hatte, Sie könnten helfen? Wie haben die sich an Sie gewendet? Klopften die an der Tür … oder …?
Ott,W: Ja, also gut, das Internet gab es noch nicht.
Internet
Jäger,T: Ja, eben deswegen.
Ott,W: Viele Kontakte kamen zustande durch Lehrveranstaltungen, die ich gemacht habe. Sie haben es ja auch in meinem Aufgabenkatalog gesehen, dass ich auch Programmierkurse halten sollte. Ich war ja der Einzige, als diese neue Maschine kam, der den Assembler diese Maschine schon kannte. Also: Wer macht solche Kurse dann? Und da waren natürlich gelegentlich dann auch Geisterwissenschaftler dabei, die sich interessierten. Und so kamen auch solche Kontakte zustande. Der Herr Sappler zum Beispiel, der die Kaufringer-Edition gemacht hat, eine der ersten Publikationen, die über den Niemeyer-Verlag kamen. Und aus diesem Kontakt ist ja auch die pagina hervorgegangen.
Assembler, Kaufringer-Edition, Niemeyer-Verlag, Programmierkurse, pagina
Gasperlin,O: Da kommen wir noch drauf.
Ott,W: Der Herr Sappler hat im September 70 an einem Programmierkurs in Fortran teilgenommen, den gleichen Kurs übrigens, den auch der Herr Schälkle damals besucht hat, den ich dann als Mitarbeiter eingestellt habe nach dem Kurs.
09. 1970 Fortran, Programmierkurs
Gasperlin,O: So kommt das zusammen. Naja, aber selbst heute, also 2023, ist es ja noch so, dass die schiere Anzahl der Leute, die in den Digital Humanities als Wissenschaftler hohe Kompetenz haben, immer noch überschaubar ist.
2023 Digital Humanities
Ott,W: Das ist richtig.
Gasperlin,O: Und zu dieser Zeit gab es ja nur ganz, ganz wenige Leute und die mussten sich ja auch wirklich, echte Programmierkurse machen, um da etwas umsetzen zu können. Denn auch TUSTEP kam ja erst später, wie wir dann gleich noch sehen werden.
Fortran, Programmierkurse, TUSTEP
Ott,W: Ja, ja. Also eineder Voraussetzungen, dass das geklappt hat, war eben, dass ich ein geisteswissenschaftliches Studium im Hintergrund hatte und das auch gar nicht schlecht abgeschlossen habe und mich also in der Problematik, die es dort gibt, auskannte. Und heute ist es häufig so, dass Leute, die sich im DH als Dienstleister anbieten, vielleicht eher aus der Informatik kommen und die Problematik, die da die Geisteswissenschaftler eigentlich bearbeiten wollen, nur aus zweiter Hand kennen.
Informatik
Gasperlin,O: Ich glaube, das war auch immer einer Ihrer Wahlsprüche:Man kann leichter einem Geisteswissenschaftler die Technik beibringen, als einem Techniker die Problemstellung der Geisteswissenschaftler.
Ott,W: Das ist richtig, ja.
Gasperlin,O: Ja, wollen wir noch die…
Ott,W: Ja, die weiteren Kontakte, die Sie dann noch wissen wollten. Am 10.06.68 habe ich Kurt Aland kennengelernt aus Münster. Der Name sagt ihn vielleicht was, das ist der Herausgeber der weltweit bekanntesten Neutestamentausgabe, das griechische Neue Testament und gleichzeitig den Jean Duplassie aus Louvée-la-Neuve, der auch dort auf dem Gebiet tätig war. Und wir haben uns dort in Beuron getroffen, bei Bonifatius Fischer, beim Vetus Latina Institut. Im September 68 habe ich eine Anfrage aus der Indiana University gekriegt, was den Computersatz betrifft. Das hat sich immerhin bis dahin schon durchgesprochen, bis Amerika, dass da in Tübingen jemand ist, der das besser kann als viele andere.
10. 6. 1968 – 09. 1968 Amerika, Beuron, Computersatz, Indiana University, Louvée-la-Neuve, Münster, Tübingen, Vetus Latina Institut, griechische Neue Testament
Gasperlin,O: Und hier auch der Computersatz, denn damit haben sie ja glaube ich überhaupt erst 1967 begonnen mit dem Werksatz.
1967 Computersatz, Werksatz
Ott,W: Ja, das ist richtig. Dann Kolmann aus Tel Aviv, der hat mir einen Brief geschickt, 68. David Packard auf dem Fünften Kongress für Altertumswissenschaften in Bonn habe ich den kennengelernt und der hat mich dann in Tübingen auch mal besucht. Das ist dann alles schon jetzt. nicht mehr Ende 60er, sondern Anfang 70er in Roy Wispy in Cambridge. Der hat 1970 im März ein Symposium on the uses of the computer in literary research abgehalten. Ich habe davon gehört und habe gefragt, ob ich als nicht-englischer Mensch da auch teilnehmen kann. Das durfte ich und er hat mir hinten nach bestätigt, dass meine Anwesenheit dort durchaus wichtig war. und Anlass dafür, dass die ALLC, die daraus drei Jahre später hervorgegangen ist, nicht eine nationale, sondern eine internationale Gesellschaft wurde. Na ja. Und im März 70, habe ich Susan Hockey, die damals noch Susan Petty hieß, dort ebenfalls kennengelernt. Sie hat zum Beispiel dasOxford Concordance Programerstellt.
03. 1970 – 03. 1970 ALLC, Bonn, Cambridge, Fünften Kongress für Altertumswissenschaften, Oxford Concordance Program, Symposium on the uses of the computer in literary research, Tel Aviv, Tübingen
Gasperlin,O: Also einige dieser Kontakte, einige dieser Namen sind ja, wenn ich nicht irre, auch später bei ihren Kolloquien, die sie ab veranstaltet haben, wieder aufgetaucht.
Ott,W: Ja, einige konnte ich dazu bewegen, tatsächlich auch bei den Koloquien aus ihrer Arbeit zu berichten. Das ist richtig.
Gasperlin,O: Ja, Sie sind bei 1970 angekommen. Da können wir euch gleich anknüpfen. Denn in dem Jahr wurde aus ihrer Stelle eine eigene Abteilung. mit dem Namen Literarische und Dokumentarische Datenverarbeitung. Und ich habe nachgeschaut, der Auftrag dort war, die Entwicklung und Betreuung von Methoden zur Verarbeitung von Textdaten aller Art zu fördern. Und Sie wurden Leiter dieser Abteilung. Wie sehr haben Sie die Schaffung der Abteilung damals selbst beeinflussen können? Und wer waren da die entscheidenden Förderer?
1970 Literarische und Dokumentarische Datenverarbeitung
Ott,W: Ja, also die eben geschilderten Tätigkeiten. Meine Aufgabe war ja zweigeteilt, die eine Hälfte für Geisteswissenschaften und die andere für den Betrieb des Rechenzentrums. Beides macht mir durchaus großen Spaß, obwohl sie mich von dem, wofür ich eigentlich eingestellt worden war, nämlich diese technische Seite, abgehalten haben. Ich hatte halt nur die Hälfte der Zeit zur Verfügung. Diese Änderung ergab sich dann erst mit dem Jahr, im Jahr 1970, zu dessen Beginn Martin Gräf die Leitung des ZDV, wie es dann schon hieß, übernommen hatte. Mit Gert Rüdiger Hoffmann hatte sich ein Mitarbeiter des Rechenzentrums so weit in das Betriebssystem der Control Data eingearbeitet, dass er die Systembetreuung ganz übernehmen konnte und mich dann von diesen Aufgaben entlasten konnte. Gleichzeitig sah sich das ZDV, ich zitiere jetzt wieder, aufgrund massiven Drucks der Fachbereiche Altertums- und Kulturwissenschaften, evangelische Theologie, katholische Theologie und Neufilologie, so Herr Gräf in einem Brief an das akademische Rektoramt, gezwungen, eine eigene Abteilung für die Bearbeitung nichtnumerischer Probleme obiger Fachbereiche innerhalb des ZDV einzurichten.
1970 Betriebssystem, Control Data, Rechenzentrum, Systembetreuung, ZDV, Zentrum für Datenverarbeitung, akademische Rektoramt
Gasperlin,O: Da gab es also eine richtige inneruniversitäre Bewegung, …
Ott,W: Richtig, ja.
Gasperlin,O:… die das gefordert haben.
Ott,W: Sie wussten ja, dass da immerhin schon Dienstleistung angeboten wird und ein Mitarbeiter bereitsteht, aber das war zu wenig für die Aufgaben, die anstanden. Und deswegen sollte da eine Abteilung draus gemacht werden. So kam es dann zur Gründung der Abteilung LDDV Literarische und Dokumentarische Datenverwaltung zum 1. September 1970. Den Namen habe ich gewählt damals in Anlehnung an das Literary and Linguistic Computing in Cambridge.
1. 9. 1970 Cambridge, LDDV Literarische und Dokumentarische Datenverwaltung, Literary and Linguistic Computing
Gasperlin,O: Ah, Sie haben der Abteilung den Namen gegeben?
Ott,W: Ja, sicher. Meine Mitarbeit beim sogenannten 3300 Uni Club hörte damit freilich keineswegs schlagartig auf(die auf das technische Betriebssystem bezogene Arbeit). Noch im März 72 bin ich in einer Aufstellung über die Sachgebietsverteilung der gemeinsamen Programmbibliothek der CD 3300Rechenzentren als der für Tübingen zuständige Bearbeiter aufgeführt. Und ich habe noch handschriftliche Notizen von einem Treffen vom Oktober 76, wo ich vor allem über die Umstellungsschwierigkeiten von der Control Data 3300 auf die TR 440 und Probleme des Parallelbetriebs von zwei Anlagen unterschiedlicher Hersteller berichtet habe.
03. 1972 – 10. 1976 3300 Uni Club, Betriebssystem, CD 3300, Control Data 3300, Programmbibliothek, Rechenzentren, TR 440, Tübingen
Gasperlin,O: So schnell kamen Sie da nicht aus?
Ott,W: Ja, dass das geklappt hat, hat unter anderem den Grund, dass das Rechenzentrum in Tübingen doch die weise Einsicht hatte , dass man nicht einen Rechner, wenn er nicht mehr tut unvorbereitetdurch einen neuen Rechner ablöst, sondern dass man die beiden Rechner versetzt parallel betreibt. Also nach fünf Jahren. hat man dann eben parallel zum ersten Rechner einen zweiten Nachfolgerechner betrieben und die liefen eine Zeit lang parallel, sodass die Leute auch Zeit hatten, ihre Programme umzustellen. Der Fortschritt, den die Einrichtung der Abteilung für die LDTV, für die Datenverarbeitung und Geisteswissenschaften an der Uni Tübingen bedeutete, war dennoch gewaltig. obwohl ich wie gesagt noch zum Teil dort tätig war. Es ist freilich nicht so, dass davor auf diesem Gebiet nichts geschehen wäre. Die Hexameter-Studien waren ganz gut vorangekommen. Im September 1969 konnte ich diese Hexameter-Studien auf dem 5. Internationalen Kongress für Altertumswissenschaft vorstellen. Im gleichen Jahr war der Vorläufer des heutigen TUSTEP-Satzprogramms einsatzbereit. Als erstes Buch wurden damit die Metrischen Analysen zur Ars Poetica [ HUSTEN ] des Horatz gesetzt, die 1970 bei Kümmerle in Göppingen erschienen sind.
09. 1969 – 1970 5. Internationalen Kongress für Altertumswissenschaft, Göppingen, Hexameter-Studien, Kümmerle, LDTV, Metrischen Analysen zur Ars Poetica Husten des Horatz, Rechenzentrum, TUSTEP-Satzprogramms, Tübingen, Uni Tübingen
Gasperlin,O: Herr Ott, wie war denn auf diesem Kongress die direkte Reaktion auf Ihren Vortrag? Wissen Sie das noch?
Ott,W: Oh, das müsste ich jetzt ….. Es gab natürlich 69, die erste Kontakte. Insgesamt war die Reaktion sehr positiv und nicht nur auf dem Kongress, sondern auch über die Publikation der metrischen Analysen. Ich habe natürlich auch da versucht, die Weichen so zu stellen, dass was draus wird und habe dem Verlag eine nicht nur auf Deutschland bezogene Liste von Verlagen und Zeitschriften und so weiter gegeben, an die sie auf jedenfall ein Rezensionsexemplar schicken sollen. Schon Anfang 67 war mit der Vulgata-Konkordanz von Bonifatius Fischer, ein Benediktiner in Beuron, dort Leiter des Vetus Latina Instituts das erste DFG-Projekt von außerhalb der Uni Tübingen in Angriff genommen worden.Fischer, wie ich schon sagte, ist durch den Herrn Hübner von IBM auf mich aufmerksam geworden. Auch waren weitere wichtige Kontakte geknüpft worden, so zu Roberto Busa, ein Jesuit, dem Pionier der Computeranwendung in Geisteswirtschaften überhaupt, den ich im Juli 67 in Pisa besucht hatte, um für die Lemmatisierung der lateinischen Wortformen des Vulgata Textes sein Lexikon Elektronicum Latinum nutzen zu können. Unentbehrlich waren auch Kontakte zu Firmen wie dem Luxbill Studio in Neu-Isenburg, das mit dem Digiset 50 T1, den ersten Kathodenstrahlbelichter in Deutschland betrieb und das mir die technische Beschreibung des Digiset überlassen hatte, die ich dann für die Arbeit am Satzprogramm benötigte.
07. 1967 – 1970 Beuron, Computeranwendung in Geisteswirtschaften, DFG, Deutschland, Digiset, Digiset 50 T1, IBM, Kathodenstrahlbelichter, Lexikon Elektronicum Latinum, Luxbill Studio, Metrischen Analyse zu Horaz Ars poetica, Neu-Isenburg, Pisa, Satzprogramm, Tübingen, Vetus Latina Instituts, Vulgata-Konkordanz, metrischen Analysen
Gasperlin,O: Herr Ott, vielleicht können Sie noch ein bisschen was dazu ausführen, wie Sie Busas Lexikon genutzt haben.
Lexikon
Ott,W: Ja, da sind wir dann beim Projekt Vulgata Konkordanz, das ist ein bisschen später.
Vulgata Konkordanz
Gasperlin,O: Aber wenn wir noch drauf kommen, könnte das auch…
Ott,W: Ja, also wenn Sie flektierte Formen auf eine Grundform zurückführen wollen , gibt es entweder Regeln, nach denen Sie das machen können, oder Sie haben einen Wörterbuch. Und das Lexikon electronicum latinum hat Busa ja benutzt, um seinen index domesticus zu erstellen. Und hat dafür eben flektierte Formen auf die Grundform reduziert und dazu dieses elektronische Lexikon hergestellt. Für die Lemmatisierung der Vulgata sind wir dann so vorgegangen, dass wir den Text in einzelne Wortformen zerlegt haben, Stellenangabe dazu und Kontext dazu. Denn wenn sie flektierte Formen haben, können dazu ja sogar völlig verschiedene Grundformen existieren. „facies“ zum Beispiel kann heißen, „du sollst tun“ oder Substantiv: „das Gesicht“. Beides wird genau gleich geschrieben. Und welche Grundform richtig ist, können Sie nur anhand des Kontexts entscheiden. Also, flektierte Formen, dann das Lexikon einmischen, flektierte Formen, Grundformen. Das Lexikon hat natürlich dann auch für facies zwei oder drei oder vier Grundformen angeführt. Dann zurücksortieren in die Textreihenfolge, Kontexte zugeben und dann wurde die Arbeit an einNonnenkloster in Mariendonk übergeben. Das waren alles Benedictinerinnen, die hatten alle Abi, die konnten alle Latein, die konnten dann ankreuzen, welche Zuordnung die richtige war. Um diese Aufgabe zu erleichternhabe ich natürlich die Liste der potentiellen Grundformen nach Häufigkeit der Vorkommen sortiert und die häufigsten immer an die erste Stelle gesetztIm Normalfall musste nichts getan werden und wenn eine andere Grundform die richtige war, dann musste man die Nummer dieser Grundform in dieser Liste angeben, also relativ einfach. Nach der Korrektur der Grundformenliste wurde neu sortiert und dann Lexikonartikel für die Satzmaschine aufbereitet.
Lemmatisierung, Lexikon electronicum latinum, Mariendonk, Satzmaschine, Vulgata, Wörterbuch, index domesticus
Gasperlin,O: Das erinnert mich doch schon an viel, was mit TUSTEP dann auch später leisten kann.
TUSTEP
Ott,W: Ja, richtig, das waren auch Grunderfahrungen. Ich meine solche Projekte für das, was man als Grundfunktionen für ein allgemein verwendbares Programm braucht. Das ist richtig. Immerhin war beides Latein, die Hexameter waren Latein und die Vulgata war auch Latein.
Vulgata
Gasperlin,O: Sonst wäre es mit dem Wörterbuch auch schwierig geworden.
Wörterbuch
Ott,W: Also, weitere Erfahrungen kamen dann später dazu. Mit der Mischna-Edition kam das Hebräische dann dazu, mit dem Kaufringer kam das Deutsche dann dazu und so weiter.
Hebräische, Kaufringer, Mischna-Edition
Gasperlin,O: Ja, ja.
Ott,W: So, ja, wir waren bei . Nicht nur für Tübingen, – wir waren bei den Kontakten immer noch – . Nicht nur für Tübingen, wichtig wurde der Kontakt zu Roy Wispy aus Cambridge, [ STANDUHR SCHLÄGT ] der im März 70 zu dem Symposium eingeladen hatte.
03. 1970 Cambridge, Tübingen
Gasperlin,O:[ STANDUHR SCHLÄGT ] Entschuldigen Sie Herr Ott, lassen wir die Uhr mal durchgehen, weil sonst haben wir das nachher auch noch auf der Aufnahme.
Ott,W: Das ist richtig, ja. [ STANDUHR SCHLÄGT ]
Gasperlin,O: Haben Sie da keinen Mute-Schalter? [ STANDUHR SCHLÄGT, GELÄCHTER ]
Ott,H: Da bin ich nachts froh wenn ich das höre …
Ott,W: Also wie gesagt, nicht nur für Tübingen wichtig wurde der Kontakt zu Roy Wispy aus Cambridge. über den ich ja schon kurz berichtet habe, von dem Symposium im März 1970, aus dem 1973 die ALC hervorgehen sollte. Ich war der einzige Teilnehmer aus Deutschlandund bin späterbei der Gründung der ALC zum Chairman der Specialist Group Textual Editing Technik ernannt worden. Roy Wispy hat 30 Jahre später bei der ALC, ACH-Konferenz, die ich zum Rahmenthema New Directions in Humanities Computing vom 24. bis 28. Juli 2002 in Tübingen organisieren durfte, die Keynote Lecture zum Thema Some Thoughts on 40 Years of Humanities Computing as a Signpost to New Directions gehalten. Die Tagungen wurden von circa 170 Teilnehmenden aus der ganzen Welt besucht, davon circa 35 aus Deutschland. Die Rahmenveranstaltungen, dieser Tagung, unter anderem auch der Vortrag von Wispy sind auf dem TübingerMultimedia Server TIMS als Videoaufzeichnung immer noch zugänglich.
03. 1970 – 28. 7. 2002 ACH-Konferenz, ALC, Cambridge, Deutschland, Multimedia Server TIMS, New Directions in Humanities Computing, Some Thoughts on 40 Years of Humanities Computing as a Signpost to New Directions, Tübingen, Tübinger
Jäger,T: Sie haben aber nicht nur Methoden entwickelt, sondern auch praktische Werkzeuge. Insbesondere das dann weltweit eingesetzte Tübinger System von Textverarbeitungsprogrammen, das erst seit 1978 so heißt, dessen Grundkonzepte sich über Jahrzehnte hinweg als tragfähig erwiesen haben. Michael Sperberg-McQueen, einer der Granden der Entwicklung von XML, hat TUSTEP einmal als ungewöhnlich gutes Design bezeichnet. Welche Aufgabenstellung haben die frühe Entwicklung dieses Systems bestimmt? Und was waren diese angesprochenen Grundkonzepte? Und wie kamen Sie darauf?
1978 TUSTEP, Tübinger System von Textverarbeitungsprogrammen, XML
Gasperlin,O: Sie haben ja schon vorhin von den Herausforderungen bei der Vulgata berichtet. Vielleicht können wir da eben noch ein bisschen tiefer einsteigen, wie sich das modulare Konzept dann von TUSTEP auch entwickelt hat. Was die frühesten Herausforderungen so waren.
TUSTEP, Vulgata
Ott,W: Ja, also wie gesagt die ersten Projekte, die wir hatten, waren also Nummer eins die Hexameter-Analyse, dann das zweite die Vulgata-Konkordanz. Bei der Vulgata-Konkordanz haben wir ja die Lemmatisierung schon kurz erwähnt und Bausteine, die man dazu möglicherweise braucht. Als erstes brauchte man natürlich erstmal einen maschinenlesbaren Text, damit man überhaupt diesen zerlegen konnte und er sollte möglichst fehlerfrei sein, denn jeder Fehler, der in der Transkription des Textes passiert, multipliziert sich dann in der Konkordanz, wenn die Kontexte angegeben werden. Bonifatius Fischer hatteErfahrungen mit seiner Vetus Latina Edition, eine große kritische Ausgabe der ältesten lateinischen Bibel, die einen sehr sehr umfangreichen kritischen Apparat hat. Wenn Sie das aufgeschlagene Buch haben, dann haben Sie auf der linken Seite eine Zeile Text, dann manchmal zwei, drei Zeilen parallele Versionen, sobald die einigermaßen davon abweichen und dann zwei Seiten Apparat für eine Zeile. Und er hat berichtet, dass er, als er das erste Faszikel korrigieren musste, erstaunt und wütend war über die Zeit, die er für die Korrektur der Druckfehler, bzw.Setzerfehler, verwenden musste. Und das macht er nicht ein zweites Mal, hat er gesagt, und hat sich im Kloster dann eine Monotype Einzelbuchstaben [48:00] Setzmaschine angeschafft und seine Faszikel selber gesetzt. Und er hat gesagt, er schreibt sehr viel besser, weil er gewohnt war, das sorgfältig dann zu schreiben, als er Korrektur liest. Dann haben wir gesagt, okay, gut, dann machen wir das so für die Vulgata: Sie schreiben die zweimal ab und wir vergleichen die beiden Fassungen und dann haben wir mit großer Sicherheit einen fehlerfreien Text.
Hexameter-Analyse, Lemmatisierung, Monotype Einzelbuchstaben [48:00] Setzmaschine, Vetus Latina Edition, Vulgata, Vulgata-Konkordanz, lateinischen Bibel, maschinenlesbaren Text
Gasperlin,O: Hat er die selbst zweimal abgeschrieben oder haben Sie die da mitgeholfen?
Ott,W: Richtig. Nein, nein. Die hat er zweimal selber abgeschrieben. Also innerhalb von acht Monaten war das zweimal abgeschrieben und das Dings damit fehlerfrei.
Ott,H: Aber das waren eigentlich alles. Also auch du und auch der, das waren Arbeiter, das kann man sich heute fast gar nicht mehr vorstellen. Das ist wirklich so.
Ott,W: Na ja. Gut, also das war natürlich noch nicht das Vergleichsprogramm so wie heute. Aber ein paar wichtige Sachen hatten wir auch da schon festgestellt, nämlich Nummer eins, dass es sinnvoll ist, bei der Erfassung auch die Sätze durchzunummerieren. Bei der Vulgata für die Konkordanz war es so, dass er schon von vornherein für die Konkordanz in der Ausgabe markiert hatte, welchen Kontext er jeweils jedem Stichwort mitgeben wollte. Und diese Einheiten hat er dann eben auch als jeweils eigene Rekords abgelegt und die haben wir durchnummeriert. Später haben wir aus dieserlaufenden Nummerierung in Zehnerschritten – damit man im Zweifelsfall was noch nachbessern konnte, wenn etwas vergessen war – eine Nummerierung gemacht, die zwei Maschinenwörter brauchte, eines für die Seitennummer und eins für die Zeilnummer. Damit konnten wir auf einer Seite eine Million Zeilen adressieren und in einem Buch eine Million Seiten. Reicht für viele Zwecke aus.[ LÄCHELT SPITZBÜBISCH ]
Maschinenwörter, Vulgata
Gasperlin,O: Für die meisten Bücher.
Ott,W: Also das war eine der Eigenschaften, die wir damals gemacht haben und die TUSTEP, glaube ich, heute immer noch für viele Zwecke sehr, sehr effektiv macht. Beispiel Satzausgabe, wenn ich in der Zieldatei, die den umbrochenen Text hat, die Seiten und die Zeilnummer schon vor der Zeile stehen hab, ist „Inhaltsverzeichnis automatisch generieren“ und „Register automatisch generieren“ ein Automatismus. Da brauche ich nicht mehr nachzuschauen oder Referenzen dazu zu erfassen. Also das war die Geschichte mit den Seiten und Zeilnummern. Dann die Markierung der Unterschiede. Das war damals nur ein Schnelldruckerprotokoll, das wir ausgegeben haben, für die Unterschiede zwischen den beiden Fassungen und da haben wir eben jede Zeile ausgegeben und an den Stellen, wo Unterschiede waren, auch die zweite Fassung und die Stelle, an der der Unterschied war, mit zwischen den beiden Zeilen genau markiert natürlich, sodass die Bearbeiter beim Durchschauen oder beim Korrigieren der Eingabedaten dann leichtes Spiel hatten. Wenn die erste Fassung richtig war, musste man nichts machen, dann war die erste Datei richtig und wenn die zweite Fassung richtig war, dann wurde einfach die Satznummer der zweiten Datei angegeben und dieser Satz dann aus der zweiten Datei übernommen. Ja und es gab noch eine zweistellige Zahl von Sätzen, wo in der Tat die ganze Zeile neu geschrieben werden musste aus der ganzen Bibel. Also er hat wirklich sehr sorgfältig gearbeitet, der Bonifatius.
Bibel, Satzausgabe, Schnelldruckerprotokoll, TUSTEP
Gasperlin,O: Aber dass man das mit dieser Automatisation unterstützen konnte, das dürfte ihn schon begeistert haben. Konnten Sie damals, also später gab es ja dann die Korrekturdateien aus dem Vergleichsprogramm, mit dem er auch automatisch wieder die entsprechende Ausgangsdatei korrigieren konnte. Verstehe ich Sie richtig, dass Sie das in Ansätzen auch schon so gemacht hatten da?
Korrekturdateien, Vergleichsprogramm
Ott,W: Das war bei der Vulgatanoch nicht so, denn da sind wir zu Recht davon ausgegangen, dass in einem Satz in der Regel nicht mehr als ein Fehler drin ist und wenn es wirklich bei beiden Versionen irgendwelche Fehler gab, die dazu führten, dassdie Zeile neu geschrieben werden musste, dann haben wir einfach über die Satznummer den ganzen Satz ausgewählt . Schließlich waren es kurze Sätze – das war ja die Grundlage einer Konkordanz.Was dann daraus geworden ist der erste Vergleich den wir gemacht haben Das Vergleichsprogramm haben wir ab 1970, als der Herr Schälkle dann dazu kam, so umgebaut, dass es nicht nur das Protokoll, sondern auch die Korrekturanweisungen als solche erzeugt hat.
1970 Vergleichsprogramm, Vulgata
Gasperlin,O: Damit haben Sie fast schon eine unserer späteren Fragen zur Entstehung des Vergleichsprogramms geschildert, wie das losging. Von dem ich später auch immer den Eindruck hatte, dass es wirklich eins der leistungsstärksten Programme in TUSTEP ist. Und Sie haben ja eigentlich, könnte man, wäre es falsch zu sagen, dass Sie das Double-Keying-Verfahren im Grunde fast erfunden haben. Also was ja dann in den späteren Jahrzehnten immer genau zu diesem Zweck auch angewendet wurde, eben unterschiedliche Erfassungen zu generieren, um die dann per automatischem Textvergleich die Fehler rauszufiltern.
Double-Keying-Verfahren, TUSTEP, Vergleichsprogramms, automatischem Textvergleich
Ott,W: Ja, das Double Keying gab es auch vorher schon. Ich meine, das war zu Lochkartenzeiten noch bereits üblich. Da hat man den Text auf Lochkarten erfasst und Double Keying bestand darin, dass man dann einen ein zweites Gerät hatte, das diese Karte nicht gelocht hat, sondern wenn ich getippt habe, verglichen hat, was ichgetippt habe mit dem, was in der Lochkarte schon drin war. Und dann hat man eben das neu schreiben müssen oder korrigieren müssen.
Double Keying, Lochkarten, Lochkartenzeiten
Ott,H: Das gab es damals. Das stand in jedem Rechenzentrum.
Rechenzentrum
Ott,W: Ja gut, aber das Loch ist das eine. Und die Kartenprüfer, die Kartenprüfer, das also in Tübingen glaube ich nicht, dass wir da einen hatten. Ja und das andere bei der Vulgata Konkordanz, da haben wir die Erfassung auf einer IBM Kugelkopfmaschine gemacht, die mit einem Lochstreifenstanzer ausgestattet war, sodass man dann also den Nachteil der Lochkarten, den geringeren Zeichenvorrat umging.Die Lochkarten hatten ja keine Unterscheidung zwischen Groß- und Kleinschreibungen zum Beispiel, Und ein anderes Problem: Wenn der Kartenstapel mal runterfällt, muss man neu sortieren. Das ist auch nicht so angenehm. Der Lochstreifen, wenn er runterfällt, den kann man wieder neu aufwickeln. Und das ist doch sehr viel bequemer. Und da haben wir es eben so gemacht, dass das zweimal auf diesen Lochstreifen erfasst wurde, dann auf Magnetband übertragen, die Sätze dabei durchnummeriert und dann mit dem gerade beschriebenen Vergleich und dem Korrekturverfahrenden Text korrigiert.
IBM, Lochkarten, Lochstreifen, Lochstreifenstanzer, Magnetband, Tübingen, Vulgata Konkordanz, Zeichenvorrat
Gasperlin,O: Vielleicht können wir dann noch so einen Schritt weitergehen und aus dem ableiten, wie Sie dann auch wirklich die Grundkonzepte für TUSTEP als Programmsystem entwickelt haben, wo ja unter anderem die Modularität ein Basis Baustein war, der dazu geführt hat, später, dass man sozusagen jedes Ergebnis eines Teilprogramms wieder durch ein anderes verwenden konnte. Und natürlich die Idee, Forschenden etwas zur Verfügung zu stellen, wo sie mit überschaubaren Programmierkenntnissen selbst, aber trotzdem mit maximaler Flexibilität ihre Probleme lösen konnten. Da würde mich interessieren, wie Sie sozusagen aus diesen Anfangsaufgabenstellungen, wie sich die Idee geformt hat, ein solches System daraus zu schaffen, das wirklich auch Hilfe zur Selbsthilfe ist. Also wo sie nicht sozusagen der Lösende am Ende der Pipeline sein mussten, sondern die Forschenden sich zunehmend selbst behelfen konnten. Das war ja so eine entscheidende Idee für TUSTEP auch. Wie hat sich das langsam daraus entwickelt aus diesen ursprünglichen Aufgabenstellungen?
Baustein, Modularität, TUSTEP
Ott,W: Ja gut, das ist tatsächlich aus den Aufgaben erwachsen, das ist richtig. Es fing mit den Hexameter-Analysen an, auch da habe ich schonTeilaufgaben gehabt, die man in einzelne Schritte zerlegen konnte, was aber da noch nicht so wichtig war. Die haben wir damals noch nicht einzeln zur Verfügung gestellt, sondern für die ersten Projekte haben wir wirklich mehr oder weniger auf das Projekt. zugeschnittene, maßgeschneiderte Programme geschrieben. Auch die ersten Kurse, die ich gehalten habe, auch für die Geisteswissenschaftler, waren dann Programmierkurse in Fortran mit der Mitbenutzung der Unterprogramme, die ich schon erwähnt habe, die ich dann im Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg schon auf die Control Data übertragen hatte unter Benutzung dieser Programme, die in Darmstadt eben von der Funktion her in Darmstadt auch zur Verfügung standen. Das waren die ersten Kurse und erst in den 70ern waren wir dann so weit, dass wir nicht mehr die Programmierkurse in Fortran anbieten konnten, sondern schon Kurse zu denersten Bausteinen. Solche Bausteine, wie die zustande kamen. Das war auch zum Beispiel bei der Vulgata-Konkordanz einer der Erkenntnisse dabei. Konkordanzprogramme gab es damals auch ja schon. Das OCP, das Oxford Concordance Package, war das weltweit bekannteste damals. Aber das war halt ein Programm, das eine Konkordanz machte. Sie haben einen Text eingelegt, haben die Konkordanz rausgekriegt. Das Englische hathat nicht so viele von flektierten Formen, da kommt es nicht so arg darauf an, wie mit Zweifelsfällen umgegangen wird. Fürs Deutsche lässt sich so nicht verfahren und fürs Lateinische auch nicht. Also: Lematisierung ist ein eigener Schritt. Also: Ich braucheauf jeden Fall nicht nur ein simples Konkordanzprogramm , sondern ein Programm, das mir die einzelnen Schritte, wie ich dazu komme, automatisiert. Und das erste war also den Text zu zerlegen. Anhand welcher Kriterien? Bei der Vulgata enthielt der abzugleichende Text auch die Apparate, so dass auch der Apparateintrag in der Konkordanz dann in den Stichworten auftauchen könnte. Das heißt, ich muss also erstmal die Kriterien festlegen, nach denen ich den Text zerlege.Ein anderes Beispiel: Die Handschriften-Sigle bei der Bezeichnung der Variante, die hatnatürlich nix zu suchenim zerlegten Text, sondern nur die Wortform selber. Das heißt, ich brauche auch Kriterien, nach denen ich den Text zerlege, nicht nur bei jedem Blank zum Beispiel und eine regelgesteuerte Auswahl, was als Wort zählt und was nicht. Das war die Textzerlegung. Dann die Sortierung, fürs Lateinische auch noch relativ problemlos, Akzente gibt es nicht so viel und Kursivierungen gab es in der Original-Fassung der Vulgata auch nicht und so weiter.
Bausteine Bausteinen , Bausteine, Control Data, Darmstadt, Fortran, Heidelberg, Hexameter-Analysen, Konkordanzprogramme, Lematisierung, Max-Planck-Institut für Kernphysik, OCP, Oxford Concordance Package, Programmierkurse, Vulgata, Vulgata-Konkordanz
Gasperlin,O: Aber im Deutschen.
Ott,W: Im Deutschen eher. Wie kamen wir darauf? Also die Sortierung selber wäre dann der nächste Schritt. Also das erste ist das Zerlegen, dann das Vorbereiten. Man kann aber, für den Fall, dass wirklich andere besondere Aufgaben kommen, noch ein zweiteres Programm, das zwischenschalten, bevor ich das Zeug dann sortiere.
Gasperlin,O: Aber da dachten sie relativ früh schon an den an den externen Anwender. Also sonst hätten Sie sich das ja in der Blackbox programmieren können, aber Sie haben ja früh schon die Möglichkeit, das zu parametrisieren.
Ott,W: Meine Aufgabe im Rechenzentrum war ja Nummer eins mein eigenes Projekt weiterzuführen, Nummer zwei weitere Programme für die EDV zu erschließen oder die EDV für weitere Projekte zu erschließen. Und da braucht man natürlich auch Fachkenntnisse aus den GeisteswissenschaftenAls Theologiestudent hatte ich ja auch schon Umgang mit anderen Sprachen gehabt. Das Neue Testament ist ursprünglich in Griechisch geschrieben. Also mit Griechisch kannte ich mich auch einigermaßen aus und Hebräisch hatte ich in der Schule schon gelernt. Und im Hebräischen werden halt nur die Konsonanten geschrieben. Das ist auch nochmal wieder was anderes. Deswegen habe ich ja vorhin gesagt, es ist viel gescheiter, wenn ein Geisteswissenschaftler das bisschen Computerei noch dazulernt, als umgekehrt. Und diese Grundfunktionen waren mir natürlich klar. Wirwaren jetzt also beim Vorbereiten, für Zerlegen und Vorbereiten für die Sortierung, dann die Sortierung selber. Dann, für die Konkordanz braucht man ja dann noch wieder einen weiteren Schritt. Wenn ich nur die Stichworte alphabetisch sortiere, hat das keinen Zweck. Ich muss sie ja lemmatisieren. Das heißt, ich muss das Wörterbuch einmischen und wenn in dem Wörterbuch mehrere Grundformen genannt sind für eine flektierte Form, muss ich die multiplizieren. Dann muss ich zurücksortieren in die Textreihenfolge, weil ich ja erst einmal, bevor ich das Zeug alphabetisch ausgeben kann, entscheiden muss welcher Kontext dazu gehört. Danach muss ich zurück sortieren in die Textreihenfolge, muss dann auswählen, welcher Kontext jetzt dazugehört und dann erst kann ich das Resultat von diesem Schritt alphabetisch sortieren und die Konkordanz draus machen. Und diese Notwendigkeit, diese Schritte einzeln zu haben, die war mir von vornherein klar, natürlich unter anderem eben auf der Grund der Vulgata-Erfahrung. Die Erfahrungen in diesem ersten Projekt haben dazu geführt, dass man für ein allgemein verwendbares Produkt auch solche Bausteine zur Verfügung stellt. Die Bausteine mussten natürlich nicht nur isoliert sein auf bestimmte Funktionen, sondern innerhalb dieser Funktion auch die Möglichkeit haben, zusätzlich noch die Spezifika anzugeben, die da notwendig sind, zum Beispiel beim Sortieren oder beim Vorbereiten für das Sortieren, das Sortieralphabet. Muss ich auch als Benutzer selber angeben können und nicht einfach hinschreiben, „sortiere mir nach dem englischen Alphabet“ oder „nach dem deutschen Alphabet“. Selbst im deutschen Alphabet hat man ja zwei Regeln: BeiWerken wie im Telefonbuch und so weiter werden die Umlaute wie „ae“ einsortiert. Beim normalen Lexikon oder so wird „ä“ wie „a“ sortiert. Und erst in zweiter Hinsicht, wenn dann das gleiche was mit a und e geschrieben vorkommt, eine Reihenfolge festgelegt. Und auch das muss ich angeben können. Ich weiß nicht, wie es heute tatsächlich im Spanischen ist. Irgendwann in den 70ern haben die mal, wahrscheinlich aufgrund von Computererfahrung, ihre Regeln geändert. Aber CH war ihr eigener Buchstabe damals, der zwischen C und D liegt. Und es kam dann CZ und dann kam CH als nächstes. Und das Nj, und so weiter. Im Altenglischen habe ich gelernt damals, von einem Anglisten hier in Tübingen, dass der Erstbuchstabe nach anderen Regeln sortiert wird als der Rest des Wortes. Auch das muss ich angeben können. Das heißt also, die Details, die haben wir sehr genau festgelegt und nicht vorgesehen, dass einer bloß sagen kann, „sortiere mir nach Deutsch“, oder nach Altenglisch oder sonst irgendwas, sondern der Benutzer muss wissen und angeben können, was er braucht.
Alte Testament, Bausteine, EDV, Griechisch, Hebräisch, Neue Testament , Rechenzentrum, Sortieralphabet, Sortieren, Sortierung, Tübingen, Vorbereiten, Vulgata-Erfahrung, Wörterbuch, lateinischen Alphabet, lemmatisieren
Gasperlin,O: Da haben wir jetzt schon einen großen Teil der TUSTEP-Programm-Pakete, da haben wir jetzt schon fast gestreift, also die ganzen Register-Vorbereite, Sortieren, Register-Aufbereite, wir haben schon Vergleichen, wir haben Mischen und Einfügen, also sehr früh…
Einfügen, Mischen, Register-Aufbereite, Register-Vorbereite, Sortieren, TUSTEP-Programm-Pakete
Ott,W:„Kopiere“ fehlt noch. Das waren am Anfang zwei getrennte Programme, nämlich ein Programm, in dem ich auswählen konnte, in welchen Sätzen oder in welchen Rekords ich was ändern will. Und das war T-cell. Und T-co war dann das eigentliche Kopiere, bei dem ich dann Änderungen vornehme, entweder in der ganzen Datei oder nur in der Auswahl.
Kopiere, T-cell, T-co
Ott,H: Und da war der Schälkle schon da.
Ott,W: Da war der Schälkle schon da Selbstverständlich. Also diese konsequente Baustein aufarbeitung die ist erst zusammen mit Herrn Schälkle geschehen, das ist klar. Aber eineder ersten Aufgaben, die ich dem Herrn Schälkle wirklich gegeben habe, war dann das Vergleiche mit der Erfahrung aus der Vulgata im Hintergrund. Das war mit das erste, was er da gemacht hat. Und zwar das Modul „Vergleiche“ in der Form, wie wir es heute haben, aber eben auch schon mit der Numerierung, nicht mehr einfach aufsteigend, sondern Seiten- und Zeilennummer. Und wenn ich keine Seiten- und Zeilnummer habe, dann habe ich 12 Stellen für die Nummerierung der Sätze.
Baustein, Vergleiche, Vulgata
Gasperlin,O: Da kann man richtig schön raushören, wie die Mächtigkeit des Systems langsam gewachsen ist, die Möglichkeiten es einzusetzen und vor allem wie spezifisch zugeschnitten war auf die ganzen Problematiken der klassischen Vorbereitung von Editionen und alles was man im Umfeld dafür Arbeiten tun musste.
Ott,W: Ja, gut, also aus dieser Erfahrung, das ist richtig, da haben wir viel gelernt.
Gasperlin,O:
Jäger,T:
Gasperlin,O:
Jäger,T: Also wir könnten noch mal auf die Lochkarten zurückkommen. Für uns ist die Zeit der Lochkarten kaum noch vorstellbar. Welche Auswirkungen hatte das auf die Programmierung von TUSTEP, dass die Großrechner noch mit Lochkarten gefüttert wurden?
Lochkarten, TUSTEP
Ott,W: Ja, die ersten Lochkarten, die wir benutzt haben, waren noch antike Lochkarten. Die hatten nämlich damals nur 48 Zeichen an Zeichenvorrat. Das Problem kann man sich dann vorstellen, also 26 Buchstaben haben wir schon mal. Von 48 bleiben dann nur noch 22 übrig, dann noch 10 Ziffern weg.
Lochkarten
Gasperlin,O: Ein paar Satzzeichen.
Ott,W: Und dann Punkt Komma, Ausrufe…, na ein Ausrufezeichen gab es schon gar nicht mehr, glaube ich, wenn ich recht weiß.Und damit mussten wir zurechtkommen, wenn wir alles, auch Griechisch und Hebräisch und so weiter, kodieren wollten.Wenn ich einen Text abschreibe, sind die Kleinbuchstaben natürlich am häufigsten. Die Lochkarten haben Großbuchstaben. Also haben wir gesagt, wir interpretieren alle Buchstaben. generell als Kleinbuchstaben. Es sei denn, dass wir es anders verlangten: Auf den frühen Lochkarten gab es als zusätzliche Zeichen einen Pfeil nach oben und einen Pfeil nach unten . Pfeil nach oben heißt umschalten auf Großbuchstaben, dann geht es weiter bis der Pfeil nach unten kommt. Dann kommen wieder Kleinbuchstaben. Akzente waren undenkbar auf Lochkarten. Aber es gibt ja Zeichen, die so ähnlich ausschauen wie ein Akzent. Ein Akut zum Beispiel schaut so ähnlich aus wie ein kleiner Schrägstrich aus.Deshalb verwenden wir den Schrägstrich für den Akut, aber natürlich wenn er als Akut gemeint ist mit einem Prozent davor. Denn Prozent kommt in einem normalen literarischen Text relativ selten vor. So haben wir ein Zeichen, mit dem wir die Akzente kodieren können. Der Schrägstrich ist also der Akut, der Doppelpunkt ist das Trema und so weiter. Dann wenn ich eine fremde Sprache habe, dann habe ich gesagt okay. Dann schalten wir eben die Sprache um. Dann machen wir eben einen Code davor, der sagt, alles was jetzt kommt ist Griechisch. Und habe die Tastaturbelegung der griechischen Schreibmaschine zugrunde gelegt. Einer der Griechisch blind schreiben konnte, der konnte also dann einfach weiterschreiben. Beim Hebräischen haben wir einen kleinen Fehler gemacht. Da haben wir nämlich nicht die Tastatur der hebräischen Schreibmaschine zugrunde gelegt, sondern haben die Transkription, die im Deutschen im Judaismus üblich war, zu Grunde gelegt. Was Probleme hatte, wenn einer in Israel dann Daten erfasst hat, dass er sich nach der deutschen Transkription und nicht nach der griechischen, nach der hebräischen Schreibmaschine richten musste. Die Erfahrung hat der Herr Kruppdamals auch in Jerusalem gemacht.
Griechisch, Hebräisch, Israel, Jerusalem, Judaismus, Lochkarte, Tastaturbelegung
Jäger,T: Mit der hatte ich sogar zu tun. Ich habe meine ersten Erfahrungen in den Digital Humanities in einem Jiddistikprojekt gesammelt. In TUSTEP natürlich und war dafür Lemmatisierung und sowas zuständig und unser Professor, der neu das Projekt dann irgendwann übernommen hatte, kam aus Israel und hatte Schwierigkeiten mit der Eingabe, weil er seine noch hebräische…
Digital Humanities, Israel, Jiddistikprojekt, Lemmatisierung, TUSTEP
Ott,W: Ja, ja sicher. Ja, der Herr Krupp hat aber dann auch ein so ein kleines Transformationsprogrämmchen gemacht, das geht ja, das kriegt man ja hin.
Gasperlin,O: Ja, gehen wir noch einen Schritt weiter. Sie selbst haben schon Herrn Schälkle angesprochen, ihren congenialen Entwicklungspartner, der 1970 in die Abteilung, in das Team gekommen ist. Ich glaube, er hat aber als Praktikant angefangen, wenn ich mich recht erinnere.
1970
Ott,W: Als Hilfskraft.
Gasperlin,O: Als Hilfskraft, ja.
Ott,W: Ja, ja, doch. Also wenige Wochen, vier Wochen waren das. Na ja. Er hat das Mathematikstudium aufgegeben damals, weil es ihm da zu langweilig oder irgendwas war und hat dann nach einer Beschäftigung gesucht. Er hat vorher bei Herrn Hevers schon einen Algol-Kurs gemacht, hat sich also auch in anderen Programmiersprachen schon ein bisschen ausgekannt, hat dann bei mir den Fortrankurs, von dem ich schon erwähnt habe, wo der Herr Sappler auch dabei war, mitgemacht. Und dann hat er nach einer Hilfskraftstelle gefragt. Und ich habe ihm als Erstes, naiv wie ich war natürlich eine viel zu schwere Aufgabe zugemutet Ich habe ja mit Assembler angefangen und Assembler hat man damals wirklich noch viel gebraucht. Deshalb habe ich ihm eine Aufgabe gegeben für die Assembler gebraucht wurde. Ich weiß nicht mehr ganz genau was es war. Jedenfalls habe ich gesagt: Schauen Sie mal jetzt da hier wenn Sie ein Fortran Programm haben, wenn Sie eine Ausgabeliste erzeugen, dann kriegen Sie auch den Assembler Code raus und der Assembler von der 3300 den hat er ja dann auch gehabt und ein paar Aufgaben dazu und er soll das mal in Assembler schreiben. Das hat er.
3300, Algol-Kurs, Assembler, Fortran, Fortrankurs
Ott,H: Aber er hat gesagt. Das hält er nicht aus.
Ott,W: Das hält er nicht aus, aber dann hat er es geschafft und
Ott,H: Das ist das Geheimnis von den beiden.
Ott,W: Ja, ja. Und dann, ja wie gesagt, eines der nächsten größeren Projekte war jetzt dann das Vergleichsprogramm . Das haben wir dann zusammen entwickelt, also die Idee, wie es auszuschauen hat, auch dass die Korrekturanweisungen separat angegeben wurden.
Ott,H: Du konntest ja immer ganz gut.
Ott,W: Ja, sicher, selbstverständlich. Das hat sich auch sehr bewährt.
Gasperlin,O: Sie wurden ja ein richtiges Entwicklungsteam und haben das über all die Jahre zu zweit gestemmt.
Ott,W: Ja, und muss man ja sagen. Ich meine, der Herr Schälkle ist ja auch schon etwas länger pensioniert , er ist aber weiterhin aktiv. Das heißt, es hat ihm damals dann auch trotzdem Spaß gemacht. Und er macht es halt auch immer noch so, wie ich halt auch.
Gasperlin,O: Ja.
Ott,W: Ja, und viele der Ideen, die dann zu TUSTEP tatsächlich geführt haben, die stammen von ihm, das ist klar.
TUSTEP
Gasperlin,O: Ja, ja.
Ott,H: Hast du ja auch immer gesagt.
Ott,W: Ja, ja, sicher.
Ott,H: Dann wirklich einen großen Anteil dran. Einen großen.
Gasperlin,O: Ja, ich habe ihn ja auch kennengelernt später und habe ja auch gesehen bei seinen jährlichen Vorstellungen, der Neuerungen in Blaubeuren auf den Workshops. Was er auch für ein Standing in der TUSTEP-Community hatte. Also ich habe nicht einen einzigen kennengelernt, der nicht große Stücke auch auf ihn gehalten hat. Insofern waren Sie wirklich ein Team auf Augenhöhe, kann man das so sagen?
Blaubeuren, TUSTEP-Community
Ott,W: Ja, das war ein Glücksfall, erster Güte. Es ist klar, dass wir da zusammen kamen. Für uns beide…
Ott,H: So gut alleine hätte man es nicht geschafft.
Ott,W: Für uns beide ein Glücksfall, finde ich.
Ott,H: Ja, sicher, natürlich.
Ott,H: Der Schälkle irgendwo wäre auch nicht glücklich geworden.
Ott,H: Auch für den war es ein großes Glück..
Gasperlin,O: Also ich denke, dass auch zu zweit die Entwicklung, Pflege, Portierung über all diese Jahre eines solchen Systems schon eine unglaubliche Leistung ist. Heute arbeiten an vergleichbaren Systemen große Teams von Entwicklern.
Ott,W: Ja, wir haben uns dann auch relativ früh dann die Aufgaben aufgeteilt. Der Herr Schälkle hat sich um die Grundlagen von TUSTEP und die Anbindung an Betriebssysteme und so weiter gekümmert und ich auf um Satz und Umgebung, also alles was damit zusammenhängt. Wir, haben uns natürlich dann gegenseitig auch beraten und das hat gut funktioniert.
Betriebssysteme, Satz, TUSTEP
Gasperlin,O: Ja, das muss es sonst wären Sie nicht so lange zusammen da geblieben. Mit dem Satz, mit der Aufteilung und ihre Zuständigkeit für den Werksatz haben Sie uns schon ein weiteres Stichwort gegeben, glaube ich.
Werksatz
Jäger,T: Ja, denn also bei dem Werksatzprogramm, das ab 1969 entwickelt wurde, das sogar den automatischen Fußnotenumbruch beherrschte oder die Verwaltung von Apparaten, wie ist es zu der Entwicklung gekommen und was hat das alles mit dem Digiset 50 D1 zu tun?
1969 Apparaten, Digiset 50 D1, Fußnotenumbruch, Werksatzprogramm
Ott,W: Ja, also die Idee mit dem Satz, die kamen mir tatsächlich erst zu Anfang 1967 oder ein bisschen später sogar noch und zwar im Zusammenhang mit der Vulgata Konkordanz. Bonifatius Fischer hatte sich bekanntlich beklagt,, wie viel Arbeit er investieren musste und die Setzerfehler von seiner Vethus Latina Edition zu korrigieren. Das heißt, es musste auf jeden Fall einen automatischen Satz geben, damit auch die Vulgata-Konkordanz fehlerfrei gesetzt werden kann. Von Herrn Hübner von IBM wusste ich, dass in Regensburg, in der Mittelbayerischen Zeitung, eine Setzmaschine, eine Linotype, die schon computergesteuert arbeitete, nämlich über Lochstreifen, nicht mehr über die Tastatur. Die einzelnen Zeilen wurdenüber vorbereitete Lochstreifen zusammengestellt, die auch die Silbentrennungen schon enthielten. Das heißt, das Vorprogramm hat schon ausgerechnet, wie lange die Zeile, wie viele Buchstaben da reinpassen in eine Zeile und wenn es nicht ganz gepasst hat, wurde die Silbentrennung automatisch gemacht. Und dieses Silbentrennprogramm hatte auch der Herr Hübner von IBM entwickelt. Und das war dort im Einsatz. Und dann bin ich also nach Regensburg gefahren und habe mir das einmal angeschaut und habe auch schon angefangen dazu ein Programmchen zu schreiben, das die Kodierung für die Linotype berücksichtigt hat in einer Ausgabe für Lochstreifen. Und dann kam eines Tages die Nachricht, dass in Neu-Isenburg eine Lichtsetzmaschine sei. Die Nachricht habe ich auch über den Herrn Hübnererhalten. Eine Lichtsetzmaschine war eine völlig neue Technik und viel flexibler als die Linotype. Dann bin ich nach Neu-Isenburg gefahren und habe mir dieses Gerät angeschaut. Das war der Digiset, eine Entwicklung der Firma Hell in Kiel gewesen. Das war wirklich auch weltweit ziemlich führend. Amerikaner haben das Zeug später in Lizenz auch nachgebaut. Hab mir also das Gerät angeschaut, hab mir die Beschreibung geben lassen. Es war halt eine Zeit,in der, wenn Leute wirklich Interesse hatten und sich ein bisschen auskannten, leicht kommunizieren konnten. Wir haben auch einen kleinen Test gemacht, ein paar Zeilen oder eine halbe Seite ungefähr auf den Lochstreifen. Und diese halbe Seite haben wir setzen lassen auf dem Digiset und man hat mir dann das Ergebnis und den Lochstreifen mitgegeben. Und so bin ich damit nach Hause gefahren, mit der Beschreibung und dem Lochstreifen, diesem kleinen Filmchen und habe im Rechenzentrum dann versucht, ein Progrämmchen zu schreiben, das einen Lochstreifen in dieser Form erstellen kann.Als zweites wollte ichdas Zeug natürlich dann auch ausprobieren, denn immer nach Darmstadt fahren für jeden Test, das war nicht drin und außerdem der Digiset, die Nutzung, auch nicht ganz billig. Also habe ich dort eine Satz-Simulation auf einem Plotter erstmal in Angriff genommen.Plotter ist ein Zeichengerät mit Kugelschreiber auf Papier. Der Kugelschreiber bewegt sich hin und her und darauf und runter und das Papier dreht sich. Und ich habe mir halt völlig schematische Buchstaben überlegt, die dann von dem Plotter gezeichnet werden konnten Außerdem habe ich Angaben wie Größe und Buchstabenabstand und so weiter vorgegeben, so dass der einfach die Größenangaben selber umgesetzt hat.
Darmstadt, Digiset, Firma Hell, IBM, Kiel, Lichtsetzmaschine, Linotype, Lochstreifen, Mittelbayerischen Zeitung, Neu-Isenburg, Plotter, Rechenzentrum, Regensburg, Satz, Satz-Simulation, Setzmaschine, Silbentrennprogramm, Vethus Latina Edition, Vorprogramm, Vulgata-Konkordanz
Ott,H: Da hast du noch einen Plot davon da?
Plotter Plot
Ott,W: Ja, warten sie mal.
Ott,H: Das sind die Glühkohlen. Die waren, – haben bloß immer lange gedauert. So eine Seite hat ungefähr eine Viertelstunde gedauert, eh die durch war. Das hat man natürlich nicht so gemacht. Doch, da müsste einer drin, oder?
Ott,W: Nein, das ist erst mal eine belichtete Seite auf Film. Und im Dings. Plotter. Ich hatte auch ein paar Sachen, wo ich eine Plotter-Ausgabe drin hatte.
Film, Plotter, Plotter-Ausgabe
Gasperlin,O: Mein Augenlicht ist so schlecht so rum.
Ott,H: Na ja, gut. Aber der Plotter, das haben wir lange, lange gemacht.
Plotter
Ott,W: Hinten habe ich eins liegen.
Ott,H: Es dauerte eben. Eine Seite, hat immer eine Viertelstunde gedauert. Das heißt, man hat nur das ausgegeben, was wirklich notwendig ist. Das war schon so interessant. Manche lustige Sachen, auch mit dem Herrn Krupp oder so, gleich das ganz zu Anfang schon das Hebräische kam, dass wir die Schrift alleine gemacht haben, wie der Schrift gemacht hat. Die Schrift mit dem ….
Hebräische
Gasperlin,O: Sie waren ja sozusagen ununterbrochen dabei, das Neue zu entdecken und zu formen, und jetzt kann man den nächsten Schritt machen.
Ott,H: Es war das Glück, dass nix da war. Es war ein Glück, weil die Fantasie hatten. Verstehen Sie, entweder sind Sie alle untergegangen und haben nur was Kleines gemacht, oder es gab…
Ott,W: Übrigens auch das Jahr 1973 haben wir ja schon mal erwähnt heute. Das ist auch 1973 erschienen, dieses Buch.
1973 – 1973
Gasperlin,O: Das kommt noch mal. [ KICHERN ]
Ott,W: Jaja. Und das war 350 Jahre Rechenmaschine. Dieses Jahr: 400 Jahre Rechenmaschine von Wilhelm Schickard. und der Baron von Freytag-Löringhoff hat hier einen Bericht über Wilhelm Schickard und seine Rechenmaschine von 1623 und das ist die Plotter-Ausgabe davon. So haben wir dann getestet, also der Umbruch hat sich ein bisschen geändert seither.
1623
Ott,H: Man konnte damit schon gut …
Ott,W: Man konnte damit nichtKorrektur lesen, aber um an schwierigen Stellen, was den Umbruch betrifft, konnte man kontrollieren, ob es geklappt hat. Um die Korrektur zu lesen hat man die Schnelldruckerausdrucke benutzt
Schnelldrucker, Umbruch
Ott,H: Weil, es gab ja keine PC’s.
PC’s
Ott,W:Bildschirme oder sowas gab es ja noch nicht.
Bildschirme
Ott,H: Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen.
Ott,W: Auch dieLochkarte als Eingabe, man kann natürlich auch Lochkarten ausstanzen, aber ….
Lochkarte
Ott,H: Das war ein wirklich ein interessantes Stück der Sache. Und vor allen Dingen, als den mal… Und dann bist du dahin, gel, das musst du schnell noch erzählen. Da waren die völlig platt.
Ott,W: Bei dem Luxbildstil, wo der erste Digiset stand, habe ich mir, wie berichtet, die Sachen mitgeben lassen und habe dann so lange probiert, bis ich einen Digiset auf dem Plotter dann mehr oder weniger im Rechenzentrum hergestellt hatte und dann konnte ich ein Programm schreiben, das diese Daten erzeugt hat. Auf Lochstreifen musste ich es nicht mehr ausgegeben, der Digiset hat dann irgendwann auch Magnetbandeingabe erhalten und ich habe dann, einen einzigen Test gemacht von meinem Programm auf dem Digiset in Neu-Isenburg und danach gleich ein komplettes Büchlein gesetzt. [ STUHL KNARRT ]
Digiset, Lochstreifen, Luxbildstil, Magnetbandeingabe, Neu-Isenburg, Plotter, Rechenzentrum
Gasperlin,O: Das war unvorstellbar, wie akribisch man da arbeiten musste, da sie ja nicht die Möglichkeiten hatten, ununterbrochen neu zu setzen.
Ott,W: Die Hexameter-Analysen wurden damals gesetzt, mit dem Erfolg, dass Neu-Isenburg mich sofort abwerben wollte. Die haben mir das Doppelte geboten von dem, was ich im Rechenzentrum verdient habe.Ich hatte damals eine Ente als Auto und bin mit meiner Ente dort vorgefahren und sie haben gesagt: Aber mit so einem Auto können Sie hier nicht vorfahren. Da habe ich gesagt: Das mag ich aber! Damit war das Gespräch mehr oder weniger beendet.[ GELÄCHTER ] Ich gebe doch nicht andere Möglichkeiten. auf, bloß damit ich dann für das Geld das ich mehr kriege ein dickes Auto kaufen muss.
Hexameter-Analysen, Neu-Isenburg, Rechenzentrum
Ott,H: Ein einziger Test …
Ott,W: Ein Test und dann das Buch gesetzt, mit fertigem Umbruch.
Ott,H: Das muss man sich mal geben. Das geht gar nicht mehr. – Das gibts nicht.
Gasperlin,O: Ich denke, wir hätten eine ganz andere Geschichte hier zu erzählen, wenn Sie das Angebot angenommen hätten.
Ott,H: Sicherlich…
Ott,W: Na ja sicher, Aber das wäre nicht…
Gasperlin,O: Ich bin froh, dass Sie es nicht gemacht haben.
Ott,W: Nein, nein, also das ist…
Ott,H: Das wäre gleich, das war Quatsch.
Gasperlin,O: Aber vielleicht nochmal zurück zum zum Werksatzprogramm. Sie haben es vorhin schonmal angesprochen mit der Zeichenkodierung in TUSTEP. Das ist ja ein interessantes Problem, das Sie früh lösen mussten. Das Problem des Zeichenvorrats, in alten und neuen Philologien braucht man ja alle erdenklichen Buchstaben, Akzente, Diakritika, metrische Sonderzeichen und so weiter. Vielleicht können Sie nochmal ein bisschen zusammenfassend erzählen, wie Sie es da angestellt haben, dass all das in TUSTEP verfügbar war.
TUSTEP, Werksatzprogramm, Zeichenkodierung, Zeichenvorrats
Ott,W: Ja gut, ich habe das Problem schon geschildert anhand der Eingabe auf Lochkarten. Dort hatten wir ja einen sehr beschränkten Zeichenvorrat, der hat sich dann verbessert. Aus 48 Zeichen sind dann während des 60er noch 64 Zeichen geworden. Es waren also immerhin schon ein paar Sonderzeichen mehr drin. Aber ich wollte natürlich Nummer eins, Groß- und Kleinbuchstaben auch haben. Die Lösung habe ich schon erklärt. Am Anfang war es Pfeil nach oben, Pfeil nach unten. Zwischendurch haben wir es dann mit Spitzklammern gemacht. Spitzklammern, also größer und kleiner Zeichen. Akzente habe ich auch schon genannt mit Prozentzeichen und so weiter.
Lochkarten
Gasperlin,O: Das ist ja dann auch lange so geblieben.
Ott,W: Ja, das gibt es immer noch. Das ist immer noch so. Und dann übergesetzte Buchstaben. Ich meine, als Germanist, als Mediävist weiß man ja, dass man das gelegentlich auch braucht. Übergesetzte Buchstaben kommen nicht so häufig vor. Da können wir uns ein bisschen mehr Codes leisten. Also das Nummernzeichen kommt ja so oft in einem normalen literarischen Text auch nicht vor. Deshalb: Nummernzeichen und Punkt und das Zeichen wird dann drüber gesetzt. Also #.o, stimmt’s? Ja. #.o, ne? ist dann das o über dem u zum Beispiel, #.ou und so weiter.Sie haben Unicode erwähnt und wollen fragen, warum TUSTEP immer noch nicht mit Unicode alleine arbeitet. Aber in dem Zusammenhang fiel mir dieser Kontext gerade ein, denn es hat sich irgendwann rumgesprochen, dass da in Tübingen auch offensichtlich irgendwas da eben im Gange ist. Bei der Sitzung in Poughkeepsie und bei der die TEI initiiert wurde, war ich der einzige deutsche Teilnehmer.
Poughkeepsie, TEI, TUSTEP, Tübingen, Unicode
Gasperlin,O:1987
1987
Ott,W: Und das war ja richtig und da war ein Germanist auch dabei, der natürlich gleich den Deutschen angesprochen hat. Das war der Herr Sperrbberg-McQueen. Und der hat mich damalsangesprochen. Und von daher gab es also diesen Kontakt und XML und Unicode ist ja auch nicht so weit auseinander. Und daher wusste man auch dort in dem Unicode-Konsortium, dass in Tübingen irgendwas ist. Und irgendwann hat mich mal jemand Unicode-Konsortium besucht. Und da habe ich dem dann klar gemacht, was in Unicode alles noch fehlt, was da noch nicht ging, zum Beispiel die gerade besprochenen übergesetzten Buchstaben. Und er fragte: Wozu braucht man das? Das war kein Geisteswissenschaftler. In meinem Regal im Rechenzentrum hatte ich immer Bücher, die mit TUSTEP gemacht worden waren, Belegexemplare, vorrätig. Und da habe ich halt für jedes Zeichen, das ich ihm dann da vorgeschlagen habe, ein Buch rausnehmen müssen. und ihm gezeigt, an so einer Stelle wird es gebraucht und so schaut es aus. Und tatsächlich, ein paar Monate später gab es dann auch das Unicode-Zeichen für die übergesetzten Buchstaben.
Rechenzentrum, TUSTEP, Tübingen, Unicode, Unicode-Konsortium, Unicode-Zeichen, XML
Gasperlin,O: Also, dass da nicht alles verfügbar ist, da können glaube ich auch die Medien ein Lied von singen.
Jäger,T: noch ein Lied.
Ott,W: Und das ist halt weiterhin noch so, dass viele Sachen, die mit TUSTEP darstellbar sind, in Unicode nicht vorgesehen sind. Und deswegen haben wir gesagt, also dieses flexible Werkzeug, geben wir nicht auf. Wir beschränken uns nicht auf Unicode, sondern wir unterstützen Unicode, aber beschränken uns nicht drauf. Und wie gesagt, wenn Sie Unicode-Zeichen in einer XML-Datei haben, das Umwandle verwandelt es dann in die TUSTEP-Kodierung um und wenn Sie dann das verarbeitet haben, wandelt es wieder zurück. Und wenn Sie in den Makros, mit den TUSTEP-Makros arbeiten, können Sie das direkt, ohne Umwandlung verarbeiten.
TUSTEP, TUSTEP-Kodierung, TUSTEP-Makros, Umwandle, Unicode, Unicode-Zeichen, XML-Datei
Gasperlin,O: Ja Thomas, lass uns doch vielleicht noch mal auf die Auswirkungen auch der Entwicklung des Satzsystems kommen, denn da gibt es ja eine ganz interessante Entwicklung.
Jäger,T: Das wäre dann Anfang der 70er Jahre. Zu der Zeit wurde Wolfgang Rainer, der damalige Herstellungsleiter des Wissenschaftsverlags Niemeyer auf diese Entwicklung aufmerksam durch die Kaufringer-Edition, die wir schon ein paar Mal angesprochen haben, von Sappler. Sappler wollte die Edition mit Hilfe ihrer Programme selbst setzen. Rainer, der ohnehin auf der Suche nach einem Ersatz für den Bleisatz war, kontaktierte sie und mit ihm haben sie 1973 die Firma pagina GmbH elektronische Satzherstellung gegründet. Auf diesem Weg haben sie TUSTEP nicht nur kommerziell erschlossen, sondern auch Know-how von nicht wissenschaftlicher Seite in die Entwicklung eingebracht. Was war das für ein Know-how und wie hat es TUSTEP verändert?
1973 Bleisatz, Kaufringer-Edition, Niemeyer, TUSTEP, pagina GmbH elektronische Satzherstellung
Ott,W: Herr Sappler wollte nicht selber setzen, sondern der Herr Sappler kam zu mir und wollte den Kaufringer Index machen und dann habe ich ihm vorgeschlagen, dass man dann auch eben die Edition gleich damit macht, und sie über EDV setzt, damit die Texte in Edition und Index wirklich übereinstimmen. Also den Satz wollte er nicht selber machen, den Index hat er tatsächlich selber programmiert. Ich habe ja gesagt, er war im September 70 auch in dem Programmierkurs gewesen und hat seitdem damit weitergearbeitet. Er wollte nicht selber setzen, aber den Satz selber abliefern und nicht einer Satzfirma vertrauen, die der Verlag beauftragt, damit das Zeug fehlerfrei bleibt. Und das hat Herrn Rainer natürlich sehr interessiert, weil er schon auf der Suche nach Möglichkeiten war, die neuen Satztechniken die sich aus dem Lichtsatzergaben, . Alleinstellungsmerk mal von TUSTEP-Satz damals war der automatische Seitenumbruch. Das war übrigens auch ein Grund, warum später dann auch der Bundestag seine Protokolle bei uns hat setzen lassen, weil die bis dahinimmer noch Endlossatz hatten und die Seiten selber zusammen montierten mussten. Und bei zweispaltigen Texten ist es natürlich besonders aufwändig. Damals gab’s ja auch den eigenen Berufsstand Metteur, der die Seiten dann aus den Endlos-Filmen zusammen montiert hat und die Seiten-Nummern einklebte.
1970 – 09. 1970 Bundestag, EDV, Kaufringer Index, Lichtsatz, Metteur, Programmierkurs, Satz, Satztechniken, TUSTEP-Satz
Ott,H: Das hat der Tobi noch erzählt, der hat ja beim Algäuer Zeitungsverlag sein Praktikum gemacht. Und der hat auch als Metteur arbeiten müssen, das Zusammenstellen und der war mal ganz schnell. Und dann haben wir gedacht, wie schnell bist du denn da überhaupt? Das muß ganz lustig gewesen sein.
Algäuer Zeitungsverlag, Metteur
Ott,W: Da kommt es halt ein bisschen aufs handwerkliche Geschick an und dann auch auf das Mitdenken, denn Metteur heißt ja dann auch, dass man die fertigen Bogen, zusammenstellen muss, aber auch dann die fertigen Bogen. Und dann muss man wissen, damit die Seite zwei wirklich hinter die Seite eins kommt, wie die angeordnet werden müssen.
Metteur
Gasperlin,O: Das Ausschießen
Ott,H: Das hat der Herr Rainer jetzt noch erzählt, wir waren ja noch neulich da und haben ihm 50 Jahre pagina…
pagina
Ott,W: Also wie gesagt, der Herr Rainer hat danach schon länger geschaut und der Sappler mit dem Kaufringerindex war eben der Anlass, aus dem er davon erfuhr. Der Verlag hätte es eigentlich schon früher mitbekommen können, denn ich habe den Vorschlag auch damals beim Niemeyer Verlag gemacht.Aber da bin ich halt an einen Lektor geraten, der an der Technik offensichtlich nicht so viel Interesse hatte und der hat das abgelehnt damals. Da bin ich halt nach nach Göppingen zum Kümmerle gegangen. Insofern hätte es noch zwei, drei Jahre früher passieren können. Aber wie gesagt, der Herr Rainer ist darauf aufmerksam geworden und hat dann gesagt, ja also das lohnt sich doch, dass man da eine Firma daraus macht. Und das war dann, wie gesagt, im Mai 1973, dass wir dann die Firma gegründet haben, also den Termin beim Notar hatten, bei dem wir die Firma elektronische Satzherstellung angemeldet haben.
05. 1973 Göppingen, Kaufringerindex, Kümmerle, Niemeyer Verlag, elektronische Satzherstellung
Gasperlin,O: Wie ich sehe, Genau vor 50 Jahren.
Ott,W: Ja, ja, ziemlich genau im Mai. war das ja. Und da war noch der Herr Queck dabei damals. Ja, das war der Herr Rainer, ich und der Herr Queck. Und der Herr Queck ist dann zwei Jahre später dann ausgestiegen und hat seine Anteile dann an Herrn Rainer und an mich wieder weiterverkauft.
05. 1973
Gasperlin,O: Ja, die Frage war ja auch so ein bisschen nach dem Know-how was eben durch den Verlag und mit Sicherheit auch dadurch, dass Herr Rainer eben Herstellungsleiter war und typografisches und setzerisches Know-how hatte, das hat mit Sicherheit dazu beigetragen, dass das Satzprogramm entwickelt wurde.
Satzprogramm
Ott,W: Richtig, ganz richtig. Das habe ich auch sehr zu schätzen gewusst und der Herr Rainer hat sogar die erste Beschreibung vom Satzprogramm formuliert, denn er kannte auch die Terminologie mit der die Setzer und Verleger umgehen. Ich hatte davon ja auch wenig Ahnung. Ich habe mich da bei Kümmerle natürlich auch schon ein bisschen informiert gehabt damals. Aber dass da einer an der Seite ist, der das professionell kann, das war natürlich schon wichtig.
Kümmerle
Gasperlin,O: Ja und ich kann mir vorstellen, dass viel von dem, was TUSTEP, was das Satzprogramm heute kann, in dieser Zeit da hineingeflossen ist, vom … von der Verwaltung von Hurenkindern, Behandlung von Hurenkindern und Schusterjungen.
Satzprogramm, TUSTEP
Ott,W: Diese ganzen typografischen Regeln, die gehören da auch dazu. Das ist richtig.
Gasperlin,O: Zeilenausgleich.
Ott,W: Gut, da habe ich mich natürlich dann selber auch kundig gemacht und ich habe unten noch einige einschlägige Werke stehen, in denen die ganze Typografie auch erläutert wird. Aber dass da jemand ist, der gleich sieht, hier stimmt was nicht. Das hat schon viel weitergeholfen. Und diese gesammelte Erfahrungen, die uns damit dann zur Verfügung stand, also auch vom Rechenzentrum her, war durchaus auch ein Argument, mit dem wir mit der Uni in Verhandlungen gegangen sind, damit ich überhaupt da mitarbeiten konnte, mich beteiligen konnte an der pagina. Unser Argument war, dass es ein gegenseitiges Win-Win-Verhältnis ist, nämlich: Wir profitieren von dem typografischen Know-how und die profitieren von der Technik und so ergibt sich eine fruchtbare Zusammenarbeit.
Rechenzentrum, Typografie
Ott,H: Und was der Herr Rainer auch noch gesagt hat, was jetzt aber hier in diesem Zusammenhang keine Rolle spielt, der Herr Rainer und ich, ich war ja die erste und einzige Arbeiterin der Jahre. Und wir beide haben zuerst kein Geld genommen, so lange bis wir irgendwas von…
Ott,W: Ja gut, aber das halt jetzt hier…
Ott,H: Ja, das hat hiermit überhaupt nichts zu tun. Aber das war eben auch von uns aus eine Sache, die wir einfach wollten, die nicht aufs Kommerzielle aus war – eigentlich.
Ott,W: Also die Vereinbarung war, dass weder der Herr Rainer noch meine Frauein Gehalt erhielten. Ich durfte ja ohnehin nur beratenWir erhielten kein Geld außer das, was bei abgeschlossenen Aufträgen reinkam. Nur dann wurde etwas ausbezahlt, die ersten zwei Jahre oder so war das. Aber das war also für das Funktionieren der Firma.
Ott,H: Das ging mir nur darum: Wir hatten nicht das Gefühl, dort irgendwas zu haben, sondern, oder da was rauszunehmen, sondern einfach, weil es uns alle wahnsinnig interessierte.
Ott,W: Na gut, von Herrn Rainer, der als Herst…
Gasperlin,O: Man kann sich das Start-up-Gefühl vorstellen.
Ott,W: Ja, und von Herrn Rainer als Herstellungsleiter bei Niemeyer war natürlich das Argument, dass das Zeugs schnell und fehlerfrei geht, auch ein Argument, wenn die ganzen Korrekturphasen wegfallen.
Niemeyer
Gasperlin,O: Ja, neunzehn… [ GONGSCHLAG STANDUHR, LACHEN OG ] Herr Ott, kommen wir da ohne Pause noch durch? Sind Sie noch…
Ott,W: Ja gut, wie gesagt, die letzten… [ GONGSCHLAG STANDUHR, LACHEN OG ] Ich hab ja nur das erste… Viertel ungefähr.
Gasperlin,O: Es Läuft doch wunderbar.
Jäger,T: Es Läuft wunderbar.
Gasperlin,O: Ich sehe da gar kein Problem. Und Sie haben ja auch die Möglichkeit, wenn wir das vertextet haben, dann kriegen Sie es nochmal, dann können Sie es ja nochmal Daten ergänzen.
Ott,W: Dann muss ich möglicherweise auch die ein oder andere was Daten angeben und so weiter korrigieren.
Gasperlin,O: Das ist kein Problem. Wir machen die Vertextung und dann können wir es Ihnen ja schicken und dann können Sie es nochmal durchgehen. Ja 1973 war nicht nur die Gründung der pagina, es war auch das Gründungsjahr der Alliance for Literary and [104:30] Linguistic Computing und im gleichen Jahr haben sie die viel beachteten Tübinger Kolloquien über die Anwendung der elektronischen Datenverarbeitung in den Geisteswissenschaften gegründet und veranstaltet. Ich habe in meine Themen und Protokolle reingeschaut und die zeigen eine wirklich ungeheure Vielfalt und da hat sich für mich die Frage ergeben, inwiefern auch TUSTEP im Rahmen der dort vorgestellten Projekte, Fragestellungen und zum Teil ja auch anderweitigen Technologien Lösungen mitgewachsen ist.
1973 Alliance for Literary and [104:30] Linguistic Computing, TUSTEP, Tübinger Kolloquien über die Anwendung der elektronischen Datenverarbeitung in den Geisteswissenschaften, pagina
Ott,W: Ja selbstverständlich TUSTEP ist nur aus diesen Projekten entstanden und damit eben auch weitergewachsen. Ich habe ein paar Sachen schon mal kurz angedeutet. Hebräisch zum Beispiel, da haben wir ja dann das Problem auch noch, dass das Satzprogramm nicht nur von links nach rechts, sondern auch von rechts nach links setzen musste. Und wenn Sie eine kritische Edition haben und die in Europa rauskommt, ist der hebräische Text von rechts nach links und der Apparat von links nach rechts mit den hebräischen Einschüben in der gleichen Zeile von rechts nach links. Solche Anforderungen haben sie halt sonst nicht. Aber der Herr Krupp, der hat auch an solchen Lösungen mitgearbeitet, beziehungsweise die Probleme geschildert und gestellt, die dann von uns gelöst werden sollten.Es geht zurück bis auf die Zeichen selbst. Die hebräischen Buchstaben, die gab es auf dem Digiset noch nicht, aber wir hatten eine Beschreibung des Zeichengenerators, des Digisets. Und dann haben wir halt auch die Buchstaben selber entworfen. Der Herr Krupp ist ja Handschriftensammler und hatte eine Handschrift, die er für sehr schön hielt, mit sehr schöner Schrift, und hat diese Buchstaben vergrößert nachgezeichnet. Und die Zeichenkodierung auf dem Digiset, die passierte elektronisch, das heißt wie ein Fernsehapparat mit einem Schreibstrahl, aber nicht von links nach rechts, sondern von oben nach unten oder besser gesagt sogar von unten nach oben und man gab immer die Koordinaten an, von wo aus ein Strahl hell oder dunkel ist. Ich habe auch noch ein paar Unterlagen dazu vorbereitet gehabt. [ ZEIGT MIT DEN HÄNDEN ] Dann kommt eben von die Position von 0 bis 120. 30 Bildpunkte war die Grundlinie, darunter die Unterlängen und bis 120 dann das Ende der Oberlängen, die kleinen Buchstaben endeten dann bei 90 oder so irgendwas. [ ZEIGT ERNEUT DIE POSITIONEN MIT DEN HÄNDEN AN ] Und dann eben von 0 bis bis 120, nochmal 30 bis 120, nochmal 30 bis 120, nochmal 30 bis 120 und dann 80 bis 90 und 80 bis 92 und 82 bis 92 und so weiter. Das war dann das H. Erst mal langer Strich und dann ein kleiner Strich, der in der Mitte anfängt und so weiter. So hat man die Buchstaben aufgezeichnet. Das Ganze wurde auf Lochkarten erfasst, was anderes gab es ja noch nicht, und dann auf dem Zeilendrucker ausgegeben, damit man das Ergebnis ausprobieren konnte. Das Papier für denZeilendrucker war so breites Papier mit Perforation und endlos gefaltet und haben wir dann nicht so gedruckt, sondern so [ ZEIGT MIT DEN HÄNDEN DIE DREHUNG INS QUERFORMAT ]. Erst einmal die Buchstaben allein und dann eine Zeile mit Text in dieser Vergrößerung. Die Buchstaben waren dann so groß ungefähr, ausgedruckt [ HÄLT DIE HÄNDE ETWA VIERZIG ZENTIMETER AUSEINANDER ] und wir hatten im Rechenzentrum einen langen Flur, an dessen Ende über der Tür man etwasaufhängen konnte. Dann haben wir diesen Ausdruck da oben über die Tür gehängt und sind zurückgelaufen und haben es von der Ferne angeschaut, sodass es ungefähr die Größe von einem gedruckten Buchstaben hat, ob das vernünftig ausschaut. So haben wir die Schrift entwickelt.
Digiset, Hebräisch, Lochkarten, Rechenzentrum, Satzprogramm, TUSTEP, Zeilendrucker
Ott,H: Das ist die Schrift die heute noch verwendet wird.
Ott,W: Ja, gut, also nicht mehr im Digiset-Format, als dann Postscript kam, hat Herr Krupp das Zeug umgesetzt in Kodierungen für das Type-1-Format.
Digiset-Format, Postscript, Type-1-Format
Ott,H: Ja, aber wenn du dir …
Gasperlin,O: bestimmte Nomenklatur des TUSTEP-Satzprogramms stand ja ganz eindeutig aus dieser Zeit, wenn ich an die Schreibstrahlverschiebung denke.
TUSTEP-Satzprogramms
Ott,W: Jaja, sicher. Jaja.
Ott,H: Aber es ist ja, ich war wirklich, also, die haben solche Sachen eben schon gemacht. Damals, da kommt, da muss einer drauf kommen, wenn er praktisch ist.
Gasperlin,O: Ja.
Ott,W: Also ein paar Beispiele kann ich Ihnen da noch zeigen. Also das ist, bloß, die habe ich jetzt hier nicht. greifbar, wenn sie es interessiert, also außerhalb von jetzt dem, was sie verschriftlichen wollen. Also gerne.
Gasperlin,O: Das können wir danach auch noch angucken.
Jäger,T: Ja, also ein paar Fotos hätte ich ja wirklich gerne.
Gasperlin,O: Ja, auf jeden Fall, ja genau.
Ott,H: Die Fotos wahrscheinlich ganz nett sogar.
Gasperlin,O: Ich würde die nächste Frage stellen, wo es darum ging, wie das TUSTEP zu einem Programmpaket wurde, das haben wir ja schon angesprochen. Und vielleicht… Grad hatte ich noch eine Idee, was ich die Frage ersetzen wollte. Gemein, ist das weg. Die war nämlich gar nicht so schlecht. [ LACHEN TJ ] Gib mir mal noch kurz eine Sekunde. Grad hatte ich es noch.
TUSTEP
Ott,H: Sonst lesen wir die nächste.
Gasperlin,O: Sonst machen wir das nächste. Ach schade das wollte ich jetzt fragen. Das nächste ist bis in die 90er Jahre war dann TUSTEP eigentlich nur für deutschsprachige Anwender verfügbar. Aber von 1985 bis 89 wurde die wissenschaftliche Textdatenverarbeitung als Forschungswehrpunkt vom Land Baden-Württemberg gefördert und dadurch konnten sie 1991 eine zweisprachige Version, also Deutsch und Englisch, von TUSTEP veröffentlichen. Und 1992, habe ich gesehen, haben sie das auch auf der Konferenz der Association for Literary and Linguistic Computing vorgestellt. Zwar nur kurz, da ging es auch um andere Themen, aber da wurde eben auch die zweisprachige Version angesprochen. Und 1993 wurde folgerichtig die International TUSTEP User Group gegründet. Und da hat sich für mich die Frage ergeben, wie hat sich diese Internationalisierung als Entwickler für Sie und Herrn Schälkle bemerkbar gemacht. Hat der Einsatz von TUSTEP weltweit in dieser Zeit tatsächlich noch mal signifikant zugenommen oder ist TUSTEP trotz all der Bemühungen auf den deutschen Anwendermarkt mehr oder weniger beschränkt geblieben? Wie haben Sie das damals erlebt?
1985 – 1993 Association for Literary and Linguistic Computing, International TUSTEP User Group, Land Baden-Württemberg, TUSTEP, wissenschaftliche Textdatenverarbeitung
Ott,W: Ja gut, wir hatten gehofft, dass wir damit tatsächlich TUSTEP international etwas bekannter machen können, aber als die Schwerpunktförderung zu Ende war, hat die Uni versäumt, den Empfehlungen des Ministeriums Folge zu leisten. Im Abschlussbericht des Ministeriums stand damals, Tübingen hat auf diesem Gebiet eine führende Rolle und die sollte der Uni unbedingt erhalten bleiben. Aber die Rivalitäten zwischen den verschiedenen Fakultäten haben das offensichtlich nicht zugelassen. Und dann haben wir also da auch kein Personal gekriegt, um in dem Umfang weiter arbeiten zu können.
Ministeriums, TUSTEP, Tübingen, Uni
Gasperlin,O: Erstaunlich.
Ott,W: Das heißt, ja. Und deswegen ist es mit dem Ende der Förderung auch die Entwicklung am Englischen mehr oder weniger eingestellt worden. Also da haben wir nicht mehr weiter dran gearbeitet.
Gasperlin,O: Aber das damalige Handbuch, das gab es noch ist glaube ich noch komplett übersetzt oder?
Ott,W: also das ist das ist das war aber nicht englisch das war spanisch. Das war der Herr Castrillo der das gemacht hat.
Ott,H: Wissen Sie noch – Castrillio …?
Gasperlin,O: Ja, ich weiß [ LACHEN WO ]
Ott,W: ja ja der hat das ins spanische übersetzt ja und aber die die englische Fassung ist also stehen geblieben auf dem Stand von damals also ja Und ich weiß nicht, ob die überhaupt noch …
Ott,H:… genutzt wird.
Ott,W: Ja, wahrscheinlich nicht. Und ja, im Wesentlichen auf dem deutschen Anwendermarkt, ja, also auf den deutschsprachigen, sagen wir mal, das ist schon richtig.
Jäger,T: Die nächste Frage zielt auf die Standards ab. Wir haben das jetzt immer wieder als Thema gehabt, dass TUSTEP entstanden ist. in einem Bereich, in dem es gar nichts gab, wo Neuland besetzt wurde. Und so ab 1986 setzen sich langsam Standards durch. SGML, dann Unicode, die Text-Encoding-Initiative haben wir erwähnt, die 1987 war… TUSTEP hat das von Anfang an unterstützt. Wie wir vorhin schon gesagt haben, sie waren 1987 Gründungsteilnehmer der TEI und damals der einzige Vertreter aus Deutschland. Können Sie uns etwas über den Einzug dieser Auszeichnungssysteme und Standards erzählen und wie TUSTEP das aufgegriffen hat?
1986 – 1987 SGML, TEI, TUSTEP, Text-Encoding-Initiative, Unicode
Ott,W: Ich weiß jetzt nicht, was Sie meinen mit dem Einzug dieser Auszeichnungssysteme und Standards. Meinen Sie jetzt da den Einzug in TUSTEP oder?
TUSTEP
Jäger,T: Nein, also noch einmal diese Vorstellung, dass anfangs eben alles Neuland war, wo man neue Lösungen entwickeln musste und die teilweise ja auch miteinander konkurriert haben. Wir haben ja über die englischen Ansätze und so gesprochen.
Ott,W: Also, Sie haben mehrere Themen angeschnitten, nämlich einerseits TEI und andererseits SGML beziehungsweise dann, ja, XML. Was SGML und XML angeht, da rangiert TUSTEP eigentlich mit unter den Begründern. TUSTEP hat, weil es ja gar nicht anders ging, von vornherein mit Auszeichnungen gearbeitet und nicht mit Wysiwyg, was in den 70ern dann oder in den 80er, 90ern der Standard war. Erst als XML aufkam, ist TUSTEP wieder offensichtlich als positiv markiert worden, weil wir schon immer für den Satz zum Beispiel mit Makros gearbeitet haben, Überschriftanfang, Überschriftende – und nicht bloß zwei Leerzeilen, dann Schriftgröße umschalten. Wir haben also schon immer sachlich statt typografisch ausgezeichnet. Und die Idee von SGML und XML ist ja gerade die sachliche Auszeichnung. Mit anderer Kodierung, aber vom Prinzip her, hatten wir das in TUSTEP schon seit Anfang an so gemacht, weil es keine andere Möglichkeit gab.
SGML, TEI, TUSTEP, Wysiwyg, XML
Gasperlin,O: Sie mussten also TUSTEP gar nicht umstellen oder…
TUSTEP
Ott,W: Ich habe natürlich XML auch für TUSTEP recht schnell eingeführt. Sperrbberg-McQueen hat in Tübingen drei oder viermal was einen TEI-Kurs gegeben an der Uni. Im zweiten oder dritten dieser Kurse war es dann, dass er gesagt hat: TEI arbeite jetzt nicht mehr mit SGML, sondern mit XML. Und XML war ja relativ neu. Und dann habe ich mir das Ding etwas genauer angeschaut. Und wir waren dann bei der nächsten Tagung auch die ersten, die überhaupt XML-Daten setzen konnten. Ich weiß nicht, ob Sie diese weitere Information zu TUSTEP auf der TUSTEP-Homepage da mal angeschaut haben. Da steht ja auch irgendwas über die Einführung von XML. Also das war das eine, das XML, und das andere war das TEI.
SGML, TEI, TUSTEP, Tübingen, XML
Gasperlin,O: Also Sie konnten ja zum Beispiel im Satzsystem die hierarchische Struktur. von XML abbilden und entsprechend der hierarchischen Struktur die Ausgabe steuern.
Satzsystem, XML
Ott,W: Ja, das gibt es seit damals, diese Hierarchie-Struktur, war mit dem Einführen von XML-Kodierung in , dem Satzprogramm, gegeben. Ja, und TEI haben wir ja auch schon kurz darüber gesprochen. dass wir unsere Kodierung trotz TEI beibehalten haben
Hierarchie-Struktur, Satzprogramm, TEI, XML
Jäger,T: Trotz Unicode
Unicode
Gasperlin,O: Trotz Unicode
Unicode
Ott,W: Trotz Unicode, ja, erstens ist es flexibler und wenn man nur gelegentlich was Griechisches oder Hebräisches schreibt und keine entsprechende Tastatur hat und immer auf dem Bildschirm die Buchstaben anwählen muss, ist es sehr viel bequemer, wenn ich ohnehin gewohnt bin, Griechisch blind zu schreiben auf der Schreibmaschine, zu schreiben. Jetzt fängt Griechisch an und jetzt hört Griechisch auf und dazwischen schreibe ich blind weiter.
Griechisch, Hebräisches, Unicode
Ott,H: Was ich noch sagen wollte, was eigentlich auch ja das Prinzip war, also vom Herrn Ott und auch vor allem auch vom Schälkle, dass die alle alten Kodierungen, das die beibehalten, dass sie das alte noch nehmen. Und das ist was ganz, ganz Tolles, und ….
Jäger,T: … abwärtskompatibel …
Ott,W: Also wir haben immer auf Abwärts- oder Aufwärtskompatibilität geachtetDas hängt ein wenig davon ab, wie man es definiert. Denn Geistes ist eine der Grundsätze auch gewesen. Geisteswissenschaftliche Projekte laufen in der Regel länger als eine Computergeneration. Und es muss auf einem neuen Computer dann auch das, was für den alten geschrieben wurde, noch weiterlaufen können.
Ott,H: Ja, eben. Und das war bei denen schon immer so.
Ott,W: Das waren ja zum Teil größere Umstellungen, die die Benutzer aber gar nicht gemerkt haben. Die Kontrolldata war eine ASCII-Maschine natürlich. Dann kam irgendwann IBM und das war EPCDIC. Das war auch die Zeichenkodierung schon anders. Gut, also das hat die Leute nicht gejuckt. Man hat einfach angegeben, das ist ASCII, das ist EPCDIC. und damit hat sich das. Also bei der Übergabe schon, bei der Übergabe wurde das einfach dann…
ASCII, ASCII-Maschine, EPCDIC, IBM
Ott,H: Das war auch wahnsinnig
Gasperlin,O: Ja, also für die Abwärtskompatibilität war TUSTEP ja immer berühmt. Also man konnte ja Jahrzehnte alte Programme immer noch laufen lassen.
TUSTEP
Ott,H: Ist auch jetzt noch so, weil ich manchmal so sehe, was denn die Leute haben.
Gasperlin,O: Ja, weil wir gerade über die Jahrzehnte sprechen. TUSTEP ist seit mehr als 50 Jahren jetzt im Einsatz. Stand April 2023 haben Sie, die Liste pflegen Sie auch glaube ich selbst Herr Ott, über 1000 Einzeleditionen verzeichnet, die mit Hilfe von TUSTEP erstellt wurden. Gar nicht zu reden von den Legionen, von Bibliografien, Indizes, Lexika, Register und so weiter. Was denken Sie ganz persönlich ist das Geheimnis hinter dieser für eine Software unglaublichen Lebenszeit? ?
04. 2023 TUSTEP
Ott,W: Ja, Nummer eins, die Verzeichnis, das Verzeichnis oder diese Listen sind leider ein bisschen unvollständig, weil in der letzten Zeit immer weniger Leute eigentlich neue Publikationen melden, pagina eingeschlossen. Ja, aber insofern ist diese Zahl gut, also über 1000 sind es natürlich auch 10.000 sind noch über 1000. Also die ist unvollständig, wollte ich damit sagen, diese Liste. Und das Geheimnis hinter dieser für eine Software schier unglaubliche Lebenszeit ist, dass sich die Software sich bewährt hat in der Zeit, immer noch für manche Aufgaben und für manche Probleme leistungsfähiger ist als vieles andere. Wenn sie andere Software haben, müssen sie entweder, wenn sie Geisteswissenschaftler sind, sich auch zuerst mal in diese Software einarbeiten, die in der Regel dann doch sehr elementar ist, bis sie dann eine Funktion wie Register vorbereiten oder so dann programmiert hätten.
TUSTEP, pagina
Ott,H: Darf ich auch noch was sagen. Eins der Geheimnisse ist, dass der Schälkle und mein Mann das bis heute machen, dass die nicht zwei Jahre, also was danach kam, zwei Jahre eine Anstellung von zwei Jahren kriegen, dann gehen sie weg. Nach anderthalb Jahren sind die alle weg, die Leute.
Ott,W:
Ott,H: Aber dass es so eine große Kontinuität hat, dass sie sich verantwortlich fühlen auch für das, was sie ganz zu Anfang gemacht haben.
Gasperlin,O: Die Voraussetzung
Jäger,T: Das wird in vielen Digital Humanities Projekten gehört werden. Ja, denn das ist heute auch ein ganz großes Problem.
Digital Humanities Projekten
Ott,H: Ja, das glaube ich sofort.
Ott,W: Ja gut, damals hatten wir noch, wie gesagt, das Glück, dass wir eben von vornherein, also bei mir das erste Jahr, war eine Stelle, die ausgeliehen war von der Physik, aber dann hatte ich eben eine ganz normale Angestelltenstelle auf Lebenszeit. und Abwerbungsversuchen habe ich widerstanden. Und weil die Arbeit mir mehr Spaß gemacht hat, als das statt mit einer „Ente“ mit dem …
Ott,H: Das war ja nicht das einzige, sondern manches. Z.B der …
Ott,W: Na ja, sicher.
Ott,H: Die haben manchmal gesagt, aber warum ist denn denn nicht Professor? Irgendwo, aber echt. Nicht nur Honorarprofessor oder so. Das weiß ich noch ganz genau.
Ott,W: Na ja, sicher.
Ott,H: Das Arbeiten hat meinem Mann immer Spaß gemacht. Und dies ist das Geheimnis.
Ott,W: Na ja, sicher. Ja, solche Angebote habe ich natürlich auch gehabt. und man hat auch gesehen, dass man was bewegt hat und wir beide, also Herr Schälkle und ich, das ist …
Gasperlin,O: Das sind natürlich die Voraussetzungen gewesen, aber wenn wir auch an die Software, an das System selbst denken, ist es doch mit Sicherheit auch ein wichtiger Teil dieser Erfolgsgeschichte, dass man eben so viele Software-Bausteine, die ich brauche, um im Bereich der Editionsvorbereitung oder dem, was wir sonst angesprochen haben, was man alles damit machen konnte, eben innerhalb eines einzigen Systems lösen konnte. Ich musste mich also nicht mit fünf Software-Produkten beschäftigen, sondern konnte eben von der Eingabe über die Erzeugung verschiedener Outputs von Registern bis zum Satz mich in TUSTEP bewegen. Und das ist wohl schon ein Alleinstellungsmerkmal über viele, viele Jahre gewesen.
Satz, TUSTEP
Ott,W: Aber für diese unglaubliche Lebenszeit dieses Systems ist natürlich auch notwendig, dass man die ganzen Systemwechsel und Generationwechsel von Computern und so weiter für den Benutzer fast unsichtbar macht, dass der einfach so weiterarbeiten kann. Das warnatürlich Arbeit an der Basis und der Herr Schälkle noch viel mehr als ich mussten diese Änderungen natürlich einfach im Hintergrund mitmachen: AlsBildschirme statt Lochkarten aufkamen, das war halt ein bisschen eine andere Umgebung und IBM oder EPCDIC und ASCII-Code und Betriebssystemänderungen und PC gegenüber Großrechnern und Windows gegen MacOS und so weiter. Dieses ganze Zeug, das muss im Hintergrund passieren. Und davon merkt man als Benutzer, dass es gleich funktioniert oder man merkt jedenfalls, dass zumindest die Funktionen dann zur Verfügung stehen. Eineder Voraussetzungen ist natürlich, dass sowohl Herr Schälkle als auch ich das in einer Zeit gemacht haben, als man sich wirklich noch um die Basiscodes kümmern musste und dann hat man auch gewusst, wo man hinlangen muss, wenn es neue Umgebungen gibt und wo man die Grundfunktionen anpassen muss. Tastaturtreiber ändern sich, die Bildschirmbesteuerung ändert sich und und und. Es gibt viele Details! Oder auf der Ausgabeseite: Die verschiedenen Formate für die Fonts. Also da gibt es ja auch ein ziemliches Durcheinander inzwischen mit den OpenType-Codes, da denkt sich jeder auch einen neuen Namen aus für viele, nicht ganz alltägliche Zeichen. Und weil dann manche Zeichen schon vergeben sind, wie zum Beispiel das Delta, das im mathematischen Zeichensatz schon drin, bleibt für das griechische Delta nur noch eine Kodierung übrig , so irgendwas mit einer Nummer hintendran, das heißt dann das Alphabet: Alpha, Beta, Gamma und dann kommt Uni irgendwas und dann gibt’s mit Epsilon weiter. Naja, und das muss man halt alles mit berücksichtigen. Die Fonts sindeine der Geschichten, die mir ziemlich viel Arbeit gemacht haben und von der man als Benutzer nach Möglichkeit nichts merkt.
ASCII-Code, Betriebssystemänderungen, EPCDIC, Großrechnern, MacOS, OpenType-Codes, PC, Windows
Jäger,T: Ich denke, das sind Entscheidungen, die man trifft, um das kluge Design erhalten zu können, obwohl sich viel ändert. Bei anderen Sachen, die es in TUSTEP gibt, hat es inzwischen Weiterentwicklung gegeben, an die sich viele gewöhnt haben, die TUSTEP nicht mitgegangen ist und die für viele inzwischen den Zugang erschweren. Das ist beispielsweise so etwas wie eine vollständige XML-Integration und die Nutzung von XPath, die ja für viele sehr gewohnt ist, die inzwischen auf XML-Dateien zugreifen oder zum Beispiel das Interface, das natürlich nicht mehr dem entspricht, was sich Leute, die heutzutage mit Bildschirmoberflächen arbeiten, vorstellen. Das ist alles kein Grund, sich TUSTEP und seine Leistungsfähigkeit nicht zu Nutze zu machen, aber es sind Zeichen, dass auch ein System wie dieses einem Alterungsprozess unterliegt. Mit welchen Gefühlen stehen Sie dem gegenüber?
Bildschirmoberflächen, Interface, TUSTEP, XML, XPath
Ott,W: Ja, eines der Gefühle ist, dass die Versuche, die ich gemacht habe, dass diese Integration, die Sie da angesprochen haben, ein bisschen weiter zu treiben, dass die praktisch nicht angenommen wurde. Haben Sie von TXSTEP schon mal gehört?
TXSTEP
Jäger,T: Ja, natürlich wir schon.
Ott,W: Es gibt einen einzigen Benutzer, von dem ich weiß, dass der das einigermaßen angewandt hat, auch in der Editionsumgebung ist der Herr Brüning, der Gerrit Brüning. In Würzburg haben sie gelegentlich auch sogar mal Kurse gemacht im TXSTEP, aber ich kenne sonst kein Projekt bisher, das damit arbeitet. Ich habe jetzt auch seit zwei Jahren am TXSTEP nichts mehr gemacht, praktisch. Also das läuft ja weiter, weil ja im Hintergrund die neuen TUSTEP-Versionen auch stehen. Und es war auch nicht viel notwendig, vor allem wenn auch keine Anforderungen kommen, dann habe ich dann natürlich nicht weiter gemacht. Und insofern kann es natürlich sein, dass es daran liegt, dass die Leute, die TUSTEP überhaupt benutzen, das TUSTEP vielleicht als Erste kennengelernt haben und dann den Umstieg auf die XML-Umgebung in der Vorbereitung ihrer Projekte einfach nicht zurückgreifen wollen. Also …
TUSTEP, TXSTEP, XML
Gasperlin,O: Ja eher ein anderes Beispiel ist, was ich über die Jahre schon immer mal wieder gehört habe, ist der Wunsch nach einer nativen Unterstützung der Open Type Fonts zum Beispiel. Für all das oder auch für die Unterstützung von Unicode, da haben sie ja vorhin schon einiges dazu gesagt, gab es immer mal Wünsche auch aus der Community und es gibt auch Möglichkeiten. Also Unicode ist sowieso, das kann man ja hin und her konvertieren, importieren. und exportieren. Auch für die OpenType-Fonts, die kann man selbstverständlich einsetzen. Es gibt bestimmte Workarounds, aber manche Dinge hat eben TUSTEP nicht mehr so integriert, dass es jetzt nativ unterstützt wird.
Open Type Fonts, OpenType-Fonts, TUSTEP, Unicode
Ott,W: Das ist richtig, aber da fehlt halt auch die Kapazität. OpenType-Fonts sind aus meiner Sicht eigentlich kein so großes Problem, denn sie haben ja Font-Editoren und sie können immer noch OpenType-Fonts in Type-1-Fonts umwandeln. Und ich empfehle sogar in der Regel, das nicht als PFB abzuspeichern, sondern als PFA. Das heißt, den Type-1-Fonts nicht binär, sondern in ASCII-Kodierung, weil das nämlich dann zusätzlich den Vorteil hat, dass man bei der Darstellung oder beim Ausgeben auf Belichtern oder auf Druckern diesen Fonts einfach mit einem Copy an die PostScript-Datei vorne dran. hängen kann, bevor ich die dann zu PDF mache und nicht mich darauf verlassen muss, dass das ps2pdf oder was auch immer ich benutze nicht so richtig mit zurecht kommen. Und damit habe ich die Gewähr, dass das auf jeden Fall funktioniert. Insofern halte ich das Problem für eigentlich weniger gravierend. Man muss halt den Umweg gehen, das ist richtig. Und es ist auch denkbar natürlich, dass man sowas integriert, … aber das schaffe ich zeitlich nicht mehr. Sowas ist nämlich viel Arbeit im Detail und im laufenden Projekt. Also da fehlt wirklich auch die zeitliche Kapazität.
ASCII-Kodierung, Adobe, OpenType-Fonts, PostScript-Datei, Type-1-Fonts, ps2pdf
Gasperlin,O: Und glauben Sie, dass die…
Ott,W: Wenn Sie einen Font-Editor benutzen und aus dem OpenType Font den Type-1-Font machen, solange die überhaupt noch unterstützt werden von den Ausgabegeräten, dann sehe ich da kein Problem.
OpenType Font, Type-1-Font
Gasperlin,O: Und haben Sie das Gefühl, dass die Kommandozeilenbasiertheit TUSTEP in den Jahren Nachwuchs gekostet hat?
TUSTEP
Ott,W:
Wysiwyg
Gasperlin,O: Ja, also es könnte natürlich eine GUI geben, die zumindest…
GUI
Ott,W: Na gut. Eine andere Script-Sprache wäre auch eine Option.
Script-Sprache
Jäger,T: Eine andere Script-Sprache wäre auch eine Option.
Script-Sprache
Ott,W: … aber TUSTEP hat ja die Mittel und manche Leute machen das auch, also größere Projekte, die machen sich selber eine Umgebung, indem sie TUSTEP Bausteine zusammenbauen . Solange ich an einem größeren Projekt arbeite, in dem Daten immer die gleiche Struktur haben, spricht nichts dagegen, dass jemand – und TUSTEP bietet die Mittel dazu, sich Makros zusammenstellt, die einzelne Schritte zusammenstellt und das Skript als Lösungsansatz zur Verfügung stellt. Der Endnutzer kann dann möglicherweise nicht eingreifen, falls ihm was nicht gefällt, sondern muss den, der es zusammengestellt hat, bitten. Aber die Möglichkeit gibt es natürlich. Wenn Sie sonst eine andere Umgebung benutzen, haben Sie auch nur die Möglichkeit, wenn Ihnen was nicht passt, beim Support des Herstellers nachzufragen, selber kann man sowas nicht anpassen. Und hier können Sie es selber machen. Wenn es sich lohnt für ein Projekt oder für eine Projektgruppe, kann man sich auch eine Oberfläche machen, in der man da eben das Zeug zusammenklickt, das ist die Eingabedatei, auch das geht ja in TUSTEP, Eingabedatei, Ausgabedatei und so weiter und dann auf Start drücken und dann läuft’s.
TUSTEP
Gasperlin,O: Ja, was ja auch vielfach gemacht wird.
Ott,H: Ja, aber das wird vielfach gemacht.
Gasperlin,O: Ich denke, in der Quintessenz muss man einfach festhalten, dass der geniale Ansatz von TUSTEP, also als hoch elaborierte Hilfe zur Selbsthilfe für Nichtprogrammierer in einem fachlich hoch professionalisierten Umfeld, heute so modern ist wie nie. Man denke nur an die Pipelines als primäres Grundkonzept aktueller Artificial Intelligence Workflows, die zum Beispiel mit wenigen Zeilen Python auch von Laien für nahezu unbegrenzte Einsatzzwecke konfiguriert werden können. TUSTEP hat dieses Konzept der Anschlussfähigkeit von Prozessen um Jahrzehnte früher implementiert und genutzt, geht es Ihnen heute noch manchmal so, dass Sie neue Entwicklungen sehen und sich denken, das haben wir doch vor 50 Jahren schon gemacht?
Artificial Intelligence Workflows, Python, TUSTEP
Ott,W: Ja, das gibt es immer wieder mal. Das ist richtig. Aber viele der neuen Entwicklungen, die kenne ich natürlich nicht mehr im Detail. Und deswegen kann ich dazu eigentlich keine detaillierten Auskünfte geben. Aber ich halte das Konzept nach wie vor für sehr tragfähig und sehr leistungsfähig. Man muss halt mit einem anderen Ansatz rangehen und vor allem eben auch, sagen wir mal, die Idee haben, dass man seine Probleme selber formulieren will und kann.
Ott,H: Muss.
Ott,W: Ja, muss, dann kann man aber auch die, nur dann kann man auch die Verantwortung für die Ergebnisse übernehmen, wenn man jedes Detail selber definieren kann. Und je nachdem, wie weit ich zurückgehe, wenn ich mich auf eine Prozedur, die ein anderer mir zur Verfügung gestellt hat, verlasse, dann muss ich halt, mit den Ergebnissen zufrieden sein. Wenn ich sie selber zusammengestellt habe und nicht allzu viele Fehler gemacht habe, dann weiß ich, was ich wollte und kann dann meine Prozedur entsprechend ausrichten.
Ott,H: Es ist natürlich so, das bemerke ich auch. Das, also und zwar eigentlich auch, weil wer von pagina gegangen ist, ist immer nicht mehr in der gleichen Branche geblieben. Die Sachen, die es jetzt gibt, sind viel unabhängiger davon, was man macht. Das XSLT oder so. Damit können sie alles Mögliche machen. Und mit dem TUSTEP, das hat zumindest im Hintergrund das gesamte, was man für die Verlage braucht. Und was man für die…
TUSTEP, XSLT, pagina
Ott,W: Naja, nicht nur.
Ott,H: Nicht nur, aber auf jeden Fall ist dieses Wissen ja fast existenziell ein bisschen, oder dieser Wunsch, sowas zu machen. Während mit den anderen Sachen, da können Sie ja alles Mögliche machen.
Gasperlin,O: Also, weil Sie das Wissen ansprechen, ist es natürlich schon interessant, je mehr man TUSTEP und seine Möglichkeiten kennt, steht man schon ehrfürchtig davor, festzustellen, welches Wissen da über die Jahrzehnte hineingeflossen sein muss.
TUSTEP
Jäger,T: Welche Erfahrung.
Gasperlin,O: Welche Erfahrung, das ist schon phänomenal. Also ich glaube, das ist vielleicht tatsächlich auch eines der Geheimnisse der Langlebigkeit. Denn wie viele Werkzeuge gibt es da draußen, in die so viel Erfahrung …
Jäger,T: Über tausend Projekte …
Gasperlin,O: In die speziellen Anforderungen der Geisteswissenschaften, der wissenschaftlichen Textdatenverarbeitung hineingeflossen sind und die gleichzeitig Lösungsmöglichkeiten dafür bieten. Das ist schon ein einzigartiger Weg, muss man so festhalten.
wissenschaftlichen Textdatenverarbeitung
Ott,W: Ja, gut. Und die Möglichkeiten des Einsatzes von TUSTEP sind ja nicht bloß darauf beschränkt. Ein simples Beispiel: Sie erwähnen ja auch, dass ich im Rechenzentrum auch irgendwelche Leitungsfunktionen hatte. Zu diesen Aufgaben gehörte halt auch Haushaltsführung und der Herr Gräf hatte sich am Anfang immer geweigert das Zeug so einigermaßen … Ach ich weiß jetzt nicht, also genau, jedenfalls, ja, …
Rechenzentrum, TUSTEP
Ott,H: Der hats auf Zettelchen gehabt
Ott,W: Ja ja. … es wurde damals vieles händisch gemacht und das war mir natürlich zu aufwändig, aber mit TUSTEP kann man das auch ganz gut machen. Und es ist noch jahrelang …
TUSTEP
Ott,H: Jahrelang.
Ott,W: … nachdem ich die Leitungsfunktion längst wieder abgegeben hatte, jahrelang noch der Haushalt des Rechenzentrums mit TUSTEP gemacht worden.
Rechenzentrums, TUSTEP
Ott,H: Ja, sehr lang.
Gasperlin,O: Da sollten wir den Vertrieb mal heute noch erweitern, denn wie ich höre, ist es in manchen staatlichen Archiven noch immer so, dass die zum Teil Daten vom Bildschirm in Formulare abschreiben und es dann in andere. Rechner wieder einzupflegen.
Ott,W: Gut, also die Programme habe ich aber seit Jahrzehnten jetzt nicht mehr angefasst.
Ott,H: Aber es ist wirklich lustig.
Gasperlin,O: Aber wir können davon ausgehen, dass sie noch laufen. [ LACHEN ]
Ott,W: Ja, ich weiß es nicht. Vermutlich, aber ich weiß gar nicht, ob ich die noch irgendwo bei mir archiviert habe.
Ott,H: ist auch wurscht
Ott,H: Und irgendwann habe ich ganz zu Anfang mal für den Schmied, das war was ganz lustiges irgendwie, von Beulen oder irgend so ein Programm gemacht, noch in FORTRAN, weißt du so. Also man kann alles möglich machen. … Es ist einfach schön.
FORTRAN
Gasperlin,O: Ja, Sie haben wahrscheinlich noch meteorologische Berechnungen im TUSTEP durchgeführt, nehme ich an. [ LACHEN WO ] Aber kommen wir zum Ende.
TUSTEP
Jäger,T: Unsere letzte Frage, Sie waren seit den frühen 70er Jahren Abteilungsleiter am Rechenzentrum. Sie waren dann Vizedirektor des Rechenzentrums, später auch Honorarprofessor in Würzburg und Tübingen. Wie haben Sie bei all dem eigentlich die Zeit und die Freiheit gefunden, ein Programmpaket wie TUSTEP zu entwickeln, im Wesentlichen nur unterstützt durch den zweiten Programmierer des Systems, Kuno Schälke. Glauben Sie, dass so etwas heute noch möglich wäre?
Rechenzentrum, TUSTEP, Tübingen, Würzburg
Ott,W: Ja, also heute noch? Also Herr Schälkle und ich sind dafür ein bisschen zu alt, dass wir nochmal damit anfangen, aber das ist glaube ich auch gar nicht die Frage. Aber heute noch möglich, bin ich nicht so sicher, das kommt halt auf die Einstellung der Leute an und sowohl Herr Schälkle als auch ich haben halt einfach Spaß an der Freude gehabt und das durchgeführt und …
Ott,H: Zu dem Zeitpunkt, wo die angefangen haben, gab es nicht Word und nichts. Wenn es das schon, wenn zehn Jahre später angefangen hätten, bin ich nicht so sicher, bin ich gar nicht so sicher, ob man nicht auf diese Rutsch, also darauf hätte Rücksicht nehmen wollen und müssen was und wäre vielleicht nicht so frei gewesen.
Word
Ott,W: Ja, also das war in der Tat, das was meine Frau sagt, eine der Voraussetzungen dafür. Wir hatten die Freiheit, uns die Lösungen selber auszudenken, mussten nicht auf irgendwelche vorhandenen Werkzeuge und deren Leistung und so weiter Rücksicht nehmen oder deren nicht können, sondern konnten unser Zeug selber machen, mussten es auch selber machen, das ist klar. Und dann haben wir eben in den Schritten die wir zum Teil erläutert haben und erwähnt haben, das so aufgebaut. Und das ist heute natürlich nicht mehr möglich, weil es viel zu viel außen rum kommt, der kann das schon, der kann das schon. Simples Beispiel auch aus der eigenen Praxis, der Herr Müther, damals Physiker und zwischendurch dann auch Vizerektor an der Uni gewesen, hat damals, ich glaube seine Diss war es oder war es die Habilschrift, noch mit TUSTEP geschrieben. Für einen Naturwissenschaftler auch nicht ganz selbstverständlich, aber Word gab es halt noch nicht. Hätte es Word schon gegeben …
TUSTEP, Uni, Word
Ott,H: … Ä mit nem Überstrich …
Ott,W: Ja, ja. Und mit TUSTEP ging es halt. Und das Anwendungsgebiet für TUSTEP hat sich da natürlich verringert, weil die fundamentalen Aufgaben, die jeder im Büro braucht, für die gibt es natürlich Lösungen in Hülle und Fülle. Und wir haben davon halt auch profitiert, dass auch diese Aufgaben zum Teil damit lösbar sein mussten.
TUSTEP
Gasperlin,O: Wobei das ja eher Sekundärmöglichkeiten waren. Sie haben ja von Anfang an wirklich auf den wissenschaftlichen Einsatz…
Ott,W: Ja, selbstverständlich. Aber das bisschen, was dafür noch notwendig war, das haben wir nachher auch noch geschafft. Siehe Haushalt. Mit den Rechenfunktionen kopieren.
Jäger,T: Das war jetzt wunderschön, weil da waren so viele Sätze drin, die wir für den Teaser gebrauchen können. Als Soundschnipsel für die sozialen Medien.
Gasperlin,O: Oder eine kurze Passage.
Jäger,T: Ja, das klang so schön mit dem, wir hatten die Freiheit und man kannte ja, dass ich dachte… Ja, aber ich habe das gerade gehört und habe gedacht, das ist ja so schön, da haben wir jetzt auch noch dieses Stückchen, das wir brauchen für die Social Media Kampagne.
Gasperlin,O: Ich glaube, bei mir ist ganz wesentlich aus dem Gespräch hängen geblieben, was für eine Pionierzeit das war. Das hat man aus allem raushören können. Also gerade das, was Sie am Schluss noch mal so zusammenfassend gesagt haben, dass man eben für alles neu denken musste, für jedes Problem musste man erst mal eine Lösung schaffen und ich glaube, das kann man sich nicht… So eine Zeit, da muss man zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle mit den richtigen Interessen und dem richtigen Durchsetzungsvermögen sein. Das kann man sich nicht herbei wünschen. Das wird einem sozusagen, zuteil wenn man dann auch ein Stück weit das Glück hat, in der Zeit an der richtigen Stelle, am richtigen Ort zu sein und der richtige Mann dafür zu sein. Und das waren Sie. Und das ist eine großartige Geschichte. In dem Sinne, vielen Dank für das Gespräch.
Ott,W: Ja, danke für Ihr Interesse.
Ott,H: Genau. Ach so, und das ist jetzt alles jetzt? Da machen Sie da irgendwas draus, oder wie?
Gasperlin,O: Das waren schon zwei. 2,5 Stunden. [ LACHEN ] Was wollen Sie noch?
Ott,W: Ja gut, aber ich brauche dann jedenfalls …
Jäger,T: Ja.
Gasperlin,O:… das kriegen Sie
Ott,W: … da nicht mehr weiter auszufüllen das Zeug. Was ich im Anfang da, das können Sie ja vielleicht…
Jäger,T: Genau, das machen wir ….
Gasperlin,O: Das wird aber ein bisschen dauern, weil wir müssen A vertexten und dann muss jemand da auch erstmal das korrigieren und entschlacken.
Ott,W: Im Zweifelsfall, was da zu viel drin ist, können Sie ja auch rauskürzen.
Jäger,T: Oder vielleicht einfach ob was dazu schreiben. wie in den Augenblicken, wo sie uns Größen gezeigt hat. Das müssen wir erst mal noch in Worte fassen.
Ott,H: Aber jetzt kann ja der Wilhelm auch nochmal was raussuchen. So Photographien …
Jäger,T: Ja, unbedingt.
Gasperlin,O: Ja, das wäre ganz gut, oder?
Jäger,T: Ja, also für uns ist es ja auch so, wir wollen das ja in einem Kontext, in dem wir auch darüber berichten, was wir heute in der Digital Humanities Abteilung machen. Und für uns ist das, was, was ich glaube auch all die anderen im Team mitkriegen ist, das macht uns ein Stück ja auch aus, dass… wir auch heute noch sehr viel Leidenschaft für einbringen und auch über das Stück hinausgehen, was eigentlich kommerziell sinnvoll wäre. Das ist etwas, was wir uns gerne auch auf die Fahnen schreiben und worüber wir auch gerne berichten.
Ott,W: Also der Spaß an der Arbeit ist sehr viel wichtiger als vieles anderes.
Jäger,T: Und das ist ein bisschen etwas, was wir auch nach außen kommunizieren wollen, weil das manchen gar nicht bewusst ist, die uns beauftragen, dass wir sowas auch wirklich gerne machen.
Ott,H: Gerne machen. Das ist richtig. Und das ist so wichtig. Deshalb hält es ja auch schon so lange.
Gasperlin,O: Deswegen hält es schon so lange. Auch bei mir ist es ja schon wieder eine ganz schön lange Zeit. Und das ist nichts im Vergleich zu der Zeit, in der Sie schon mit der Materie befasst sind.
Ott,H: Aber dass Sie den Spaß haben, das habe ich aber im ersten angesehen.
Gasperlin,O: Ja, ich habe das immer genossen. Also jahrelang das Setzen, was ich ja immer … eigentlich immer gemacht habe, dann ist schon sehr viel, also mit der Übernahme oder mit der Entwicklung der DH-Abteilung ist das Setzen halt sehr viel weniger geworden. Das habe ich auch immer ein Stück weit bedauert, muss ich ehrlich sagen. Also ich war dann mal wieder froh, wenn ich da mal wieder so einen ganzen Band durchsetzen, weil es hat ja auch so was… Ja und das Setzen hat auch was meditatives, wenn man da mal ein paar hundert Seiten irgendwie dann so in Form bringt und mit dem ganzen Scripting was da so nötig ist. ist. Also während man ja in der Leitungsfunktion, du wirst ein Lied davon singen können, ja doch immer wieder zwischen, also ist es so dieses ständige Multitasking machen muss. Es gibt fast keinen Tag, wo nicht irgendwie drei Projekte irgendwas haben, was man wieder bedienen oder bearbeiten muss. Und als Setzer kann man sich einfach doch als Skriptor selbst, also selbst die ganze, was wir gemacht haben. Also wir haben in den Editionen auch TUSTEP rauf und runter. von Vergleiche bis Register und alles was es kann haben wir auch zum Teil ausgeschöpft. Immer wieder. Das hat schon Spaß gemacht, weil das was sie sozusagen im Großen erlebt haben, diese Pionierleistung, die erleben wir ja immer wieder im Kleinen. Wenn ein Projekt mit seinen speziellen Herausforderungen kommt, müssen wir auch immer wieder überlegen, wie schaffen wir die richtigen Lösungen.
Setzen, TUSTEP
Jäger,T: Das ist auch wirklich so in der Leitung. Ich habe immer so die kleinen Momente, in denen ich noch entwickeln kann und wirklich am Detail, aber ansonsten leite ich, dirigiere ich, führe Gespräche, aber komme halt nicht mehr dazu selber zu programmieren oder entwickeln.
Gasperlin,O: Ich habe das auch gern gemacht, aber also, wenn man ehrlich ist, es kommen auch immer wieder Momente, wo man bedauert, dass man nicht mal wieder entwickelnd oder jetzt nicht setzend oder skriptend an einem [ WO ] einzigen Projekt so wirklich mal zwei Wochen ohne das mal von ständig irgendwas unterbrochen ist, das hat man in der Leitungsrolle nicht mehr so.
Jäger,T: Ja gut, da werden man andere Sachen und kann so etwas wie so eine Broschüre planen. Das ist ja auch schön.
Gasperlin,O: Ja klar.
Ott,H: Das ist interessant, gell?